Freiberufler vs. Angestellter: Vorteile und Nachteile im Vergleich

In Deutschland wächst der Wunsch nach beruflicher Unabhängigkeit. Dabei stehen vor allem drei Gründe ganz weit vorne: mehr Entscheidungsfreiheit, freie Zeiteinteilung und ein höheres Einkommen. So verlockend diese Vorteile auch klingen – sie gehen mit einigen Risiken einher. In diesem Artikel vergleichen wir die Vor- und Nachteile von Festanstellung und Selbstständigkeit.
Während Freiberuflichkeit maximale Flexibilität und ein hohes Einkommen möglich macht, profitieren Festangestellte von Planbarkeit, bezahltem Urlaub und Sicherheit. Was letztlich die bessere Wahl ist, hängt ganz von individuellen Faktoren wie der Risikotoleranz, der Branche und der persönlichen Lebenslage ab.
Hier die wichtigsten Fakten auf einen Blick:
- Hohes Einkommenspotenzial bei Freelancern; allerdings schwankend je nach Auftragslage
- Freelancer leben flexibler, ortsungebunden und unabhängig
- Freelancer müssen Versicherungen und Steuern selbst zahlen, inklusive Buchhaltung und Akquise
- Bezahlter Urlaub und Lohnfortzahlung im Krankheitsfall für Angestellte, nicht für Freelancer
- Festangestellte profitieren von unbefristeten Arbeitsverträgen
- Angestellte profitieren von festen Verträgen und mehr Jobsicherheit
Ob Angestellte oder Selbstständige von diesen einzelnen Aspekten mehr profitieren und welche Vor- und Nachteile sich dabei ganz konkret für Freiberufler ergeben, sehen wir uns nun im Detail an.
Das Arbeitsverhältnis
Mehr Umsatz?
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Festangestellte Mitarbeiter schließen zunächst mit ihrem Arbeitgeber einen Arbeitsvertrag ab. Je nach Branche oder Tätigkeit kann dieser Vertrag befristet oder unbefristet sein.
Mit Abschluss des Vertrags werden die Angestellten Teil des Unternehmens. Das bedeutet, dass sie sich an die firmeninternen Vorschriften halten und Anweisungen von ihren Vorgesetzten befolgen müssen.
Als Entlohnung für ihre Arbeit, erhalten Angestellte monatlich einen festen Lohn, das durch Gehaltserhöhungen oder Bonuszahlungen zusätzlich ansteigen kann. Außerdem haben Festangestellte einen gesetzlichen Anspruch auf bezahlten Urlaub: Das Gesetz schreibt bei einer Fünf-Tage-Woche 20 Urlaubstage pro Jahr vor.
Im Durchschnitt sind es aber meist sogar mehr. 30 Tage sind keine Seltenheit, also weitere zehn Tage, die der Arbeitgeber als betrieblichen Zusatzurlaub gewährt. Im Krankheitsfall wird der Lohn eines Angestellten weitergezahlt, wobei ab dem 43. Tag der fortlaufenden Krankheit die Krankenversicherung einspringt und ein gesetzliches Krankengeld zahlt.
Regelungen bei Freelancern
Freelancer sind nicht in das Unternehmen eingegliedert und damit auch nicht weisungsgebunden – was ihnen wiederum gewisse Freiheiten einräumt. In der Regel haben Selbstständige mehrere Auftraggeber und schließen mit ihnen zeitlich begrenzte Dienst– oder Werkverträge. Das bedeutet niedrige Kündigungsfristen und keinen Kündigungsschutz.
Im Gegensatz zu Angestellten verdienen Freelancer kein Geld, wenn sie nicht arbeiten. Wenn sie krank sind oder Urlaub machen, sind sie auf ihre Ersparnisse angewiesen.
Allerdings gibt es auch für sie Möglichkeiten, sich für den Krankheitsfall mit einem Versicherungsschutz abzusichern. Freelancer, die über eine gesetzliche Krankenversicherung abgesichert sind, haben – wie Angestellte auch – ab dem 43. Krankheitstag Anspruch auf Krankengeld.
Vergleichspunkt | Festangestellte: Vorteile/ Nachteile | Freelancer: Vorteile/ Nachteile |
Arbeitsvertrag | (+) Geregelter Arbeitsvertrag, häufig unbefristet | (+) Flexible Verträge (–) meist kein Kündigungsschutz |
Arbeitsgestaltung | (–) Weisungsgebunden an Unternehmensregelungen | (+) Nicht an Unternehmen gebunden, freie Arbeitsgestaltung |
Lohn bei Krankheit | (+) Lohnfortzahlung, Krankengeld ab Tag 43 | (–) Keine Lohnfortzahlung bei Krankheit |
Lohn bei Urlaub | (+) Bezahlter Urlaub (mindestens 20 Tage bei Vollzeit, oft mehr) | (–) Kein Anspruch auf bezahlten Urlaub |
Einkommenssicherheit | (+) Hohe Sicherheit durch festes Gehalt | (–) Abhängig von Auftragslage |
Flexibilität | (–) Wenig Flexibilität durch feste Arbeitszeiten und Strukturen | (+) Hohe zeitliche und organisatorische Flexibilität |
Faktor Zeit
Zeit: Das vermutlich kostbarste Gut, das ein Freiberufler besitzt. Wie er sich seine Zeit einteilt, entscheidet er ganz allein. Dennoch muss er sich an Deadlines und Projektabläufe halten, möchte er seine Kunden zufriedenstellen. Doch auch Unternehmen profitieren zeitlich von Freelancern. Gehen wir genauer darauf ein.
Der Bewerbungsprozess
Unternehmen bzw. Arbeitgeber profitieren besonders hinsichtlich des kurzen Recruiting-Prozess von Freelancern. Dieser erfolgt schließlich wesentlich schneller als der von Angestellten. Sie werden im Schnitt innerhalb weniger Wochen angeworben, während dieser Vorgang bei Angestellten sogar mehrere Monate andauern kann.
Der Faktor Zeit spielt bei den kurz andauernden Verträgen und den Deadlines eine viel größere Rolle, denn oft müssen Freelancer innerhalb kurzer Zeit die Projekte abschließen und Ergebnisse liefern.
Die Arbeitszeiten
Festangestellte Mitarbeiter sind in vielen Unternehmen nach wie vor an strikte Arbeitszeiten gebunden, die höchstens durch Gleitzeitregelungen etwas gelockert werden. Freelancer können sich ihre Arbeitszeit nach ihren Vorstellungen und Ansprüchen frei einteilen.
Dadurch sind sie flexibler und können spontan planen beziehungsweise ohne Mühe auf ungeahnte Herausforderungen und Eventualitäten reagieren. Gerade für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie kann die freie Zeiteinteilung Gold wert sein. Dadurch profitieren Freiberufler oft von einer ausgewogeneren Work-Life-Balance.
Freie Zeiteinteilung vs. Deadlines
Angestellte haben meistens geregelte Arbeitszeiten beziehungsweise eine klassische Vollzeitstelle bei einer 40‑Stunden-Woche sowie freie Wochenenden. Selbst bei einem Schichtdienst sind die Einsatzzeiten klar geregelt.
Das sieht bei Freelancer durchaus anders aus: Sie müssen manchmal mehr Wochenstunden arbeiten als Festangestellte – unter Umständen auch an Wochenenden, wenn sie einen Auftrag bis zur vereinbarten Deadline fertigstellen oder sie einen finanziellen Ausgleich zu krankheits- oder urlaubsbedingten Arbeitsausfällen schaffen müssen.
Laut Freelancer-Kompass 2025 arbeiten Freelancer durchschnittlich 40 Stunden pro Woche. Die Sache mit der freien Zeiteinteilung im beruflichen und privaten Bereich ist demnach oftmals ein Trugschluss, weil Freelancer ihre (Frei-)Zeit, je nach Tätigkeit und Branche, nach ihren Kunden, Patienten oder Lieferanten ausrichten müssen.
Der Freelancer-Kompass 2025 bietet tiefe Einblicke in die Preisgestaltung von Freelancern, die Haupt- oder nebenberuflich gestartet sind. Im kostenlosen Download finden Freelancer alle Infos zum Stundensatz, Nettoverdienst, zur wirtschaftlichen Lage und viele weitere Infos.
Wie viele Arbeitsstunden pro Tag und Woche tatsächlich anfallen, ist insgesamt aber stark vom Job abhängig. Schließlich gibt es viele Angestelltenberufe, bei denen viele Überstunden, Doppelschichten, Nachtschichten und Dienste an Wochenenden und Feiertagen mit dazu gehören. Auf der Gegenseite gibt es auch Freelancer, die auf weniger als 40 Stunden Arbeitszeit pro Woche kommen.
Vergleichspunkt | Festangestellte: Vorteile/ Nachteile | Freelancer: Vorteile/ Nachteile |
Bewerbungsdauer | (–) Lang und oft über mehrere Monate | (+) Kurze Entscheidungswege |
Flexibilität in der Arbeitszeit | (–) Feste (und ortsgebundene) Zeiten | (+) Frei einteilbar |
Planungssicherheit | (+) Geregelte Arbeitszeiten, i.d.R. planbare Wochenenden (–) Möglichkeit für Überstunden | (–) Schwankende Arbeitszeiten, möglich auch am Wochenende (+) Selbst einteilbar nach individuellen Bedürfnissen (Work-Life-Balance) |
Der Arbeitsplatz
Freelancer können größtenteils selbst entscheiden, wo und wie sie sich ihren Arbeitsplatz einrichten möchten. Vor allem mit einem reinen Online-Business haben sie die freie Wahl und können ortsunabhängig von überall aus arbeiten. Der Arbeitsplatz kann ein Arbeitszimmer im Haus sein, ein angemietetes Büro, ein Coworking-Space, aber auch ein Platz im Café um die Ecke oder der Liegestuhl im Garten.
Auf diese Weise haben Freelancer die Möglichkeit, sich den Platz auszusuchen, an dem sie am produktivsten ihrem Job nachgehen können. Viele Freelancer profitieren durch den Umgebungswechsel von Abwechslung in ihrem Arbeitsalltag, – was wiederum die Produktivität und Kreativität anregen kann.
Neue Arbeitsmodelle: Mehr Flexibilität für Angestellte
Angestellte sind in Bezug auf ihren Arbeitsplatz deutlich eingeschränkter. Sie sind auf die Optionen angewiesen, die der Arbeitgeber anbietet. In vielen Betrieben besteht teilweise nach wie vor Präsenzpflicht – die Mitarbeiter verbringen einen Großteil ihrer Arbeitszeit in den Räumlichkeiten des Unternehmens.
In einigen Branchen sind aber zunehmend Arbeitsmodelle möglich, die außerhalb der eigentlichen Arbeitsstätte stattfinden und den Angestellten damit mehr Flexibilität einräumen. Gemeint sind etwa Home-Office, ortsflexibles Arbeiten und mobiles Arbeiten.
Die Arbeitsmodelle weisen klare Unterschiede auf und sind auch weder arbeitsrechtlich noch versicherungstechnisch gleichbedeutend. Es gibt auch sogenannte Sharing-Modelle, in denen sich Angestellte – teils sogar verschiedener Betriebe – ein Großraumbüro teilen. Aus diesem Grund ist es sinnvoller, den Begriff „Telearbeit“ zu verwenden, um die Arbeit aus der Ferne zu bezeichnen.
Der Begriff „ortsflexibles Arbeiten“ ermöglicht es zusätzlich, auch die Tätigkeiten zu erfassen, die weder zuhause noch auf der Dienststelle verrichtet werden. Als Ergänzung dazu meint der Begriff „mobiles Arbeiten“, dass man nicht nur von überall aus arbeiten kann, sondern für die Erledigung der Arbeitsaufträge zudem mobile Geräte (Notebooks, Tablets und Smartphones) genutzt werden.
hinweis
Vergleichspunkt | Festangestellte: Vorteile/ Nachteile | Freelancer: Vorteile/ Nachteile |
Flexibilität in der Ortswahl | (–) Meist an Unternehmensstandort gebunden, teils Präsenspflicht | (+) Freie Wahl des Arbeitsorts, ortungebunden |
Abwechslung in der Ortswahl | (–/+) Abhängig vom Unternehmen, teilweise möglich durch Home-Office-Modelle | (+) Mobiles Arbeiten am Ort der Wahl |
Technische Ausstattung | (+) Arbeitgeber stellt oft komplette Ausstattung | (-) Selbst verantwortlich für Beschaffung und Kosten der Arbeitsmaterialien |
Die Jobsicherheit
Sofern keine größeren Krisen drohen, profitieren Angestellte von einer gewissen Sicherheit, was ihren Job anbelangt. Vor allem, wenn sie einen unbefristeten Arbeitsvertrag haben, was allerdings heutzutage nicht mehr überall üblich ist. Immer öfter erhalten Angestellte befristete Verträge und haben dadurch keine Garantie dafür, wie es um ihren Arbeitsplatz nach Ablauf der 12 oder 24 Monatsfrist bestellt ist.
Freelancer haben nur kurzzeitige, projektbezogene Verträge mit ihren Arbeitgebern und sind daher dauerhaft auf der Suche nach neuen Aufträgen. Da aber immer mehr Firmen ihre Aufgaben auslagern, ist die Auftragslage für Freelancer grundsätzlich gut, kann aber jederzeit ins Wanken geraten. Um stetig neue Aufträge zu bekommen, müssen Freelancer gute Arbeit abliefern und dürfen sich im Grunde keine größeren Fehler erlauben.
Das bedeutet, dass Jobs im Angestelltenverhältnis krisensicherer sind als Jobs im Freelancing. Schwächelt der Markt, wird zuerst bei den Kooperationen mit Freelancern eingespart, da niedrige Kündigungsfristen durchaus üblich sind und sie zudem keinen Kündigungsschutz haben. Daher kann es vorkommen, dass Projekte plötzlich oder früher enden als ursprünglich vereinbart.
tipp
Außerdem ist es für Freelancer eine stets begleitete Sorge, nicht genügend Projekte ergattern zu können. Dadurch schwankt das monatliche Einkommen eines Selbstständigen teils massiv, je nach Auftragslage. Kommen wir damit zum nächsten Punkt.
Die finanzielle Sicherheit
Bei Freelancern hängt das Einkommen stark von der aktuellen Auftragslage ab. Das bringt eine gewisse Unsicherheit mit sich, da Freelancer nie genau wissen, ob sie im nächsten Monat ausreichend Aufträge und damit ein Einkommen haben werden. Damit leben Freelancer immer mit dem (finanziellen) Risiko, dass eine Projektarbeit verspätet oder gar nicht bezahlt wird.
Besonders problematisch ist die Situation, wenn krankheitsbedingt das Arbeiten nicht möglich ist oder zwischendurch Urlaub geplant wird, denn für Freelancer gibt es keine Lohnfortzahlung oder bezahlten Urlaub.
Die logische Konsequenz dabei ist: In der Zeit, in der Freiberufler nicht arbeiten, verdienen sie kein Geld. Die Einkommensgrenze ist nach unten, aber auch nach oben hin offen. Wer als Freelancer hart arbeitet, kann tatsächlich ein deutlich höheres Einkommen erzielen als ein Angestellter.
Vergleicht man beispielsweise das Gehalt von festangestellten mit freiberuflichen ITlern, wird deutlich, dass das Einkommen der Freelancer teils doppelt so hoch ist – unabhängig von ihrem Bildungsabschluss. Hier findest du den vollständigen Vergleich.
Zusätzliche Kostenpunkte bei Freelancern
Es sollte trotz aller Verlockungen nicht vergessen werden, dass Freelancern weniger Netto vom Brutto bleibt als Angestellten, da sie höhere Ausgaben, etwa in Bezug auf die Beiträge der Kranken- und Rentenversicherung, haben. Grundsätzlich sind Freelancer nicht sozialversicherungspflichtig und müssen sich daher selbst um ihren Versicherungsschutz kümmern.
Die Kosten dafür tragen die Freelancer selbst, weshalb sie im Gegenzug freie Wahl haben, ob sie sich lieber gesetzlich oder privat versichern möchten. Um hier Geld zu sparen, sollte sich ein professioneller Rat eingeholt werden.
Ebenso sind Freelancer für die (korrekte) Abfuhr der Steuern verantwortlich. Neben der Einkommensteuer ist das die Umsatz- beziehungsweise Mehrwertsteuer und gegebenenfalls die Gewerbesteuer.
Zudem wird das Gehalt bei Freelancern – anders als bei Angestellten – nicht auf den Monat oder auf jährlicher Basis angegeben, sondern häufig auf die Stunde herunter gebrochen. Diese Aspekte fallen im Angestelltenverhältnis weg. Angestellte erhalten jeden Monat einen Lohn bzw. ein festes Gehalt und müssen sich nicht um ihre Sozialversicherung kümmern.
Mehr Infos? Versicherungen für Freelancer im Überblick.
Vergleichspunkt | Festangestellte: Vorteile/ Nachteile | Freelancer: Vorteile/ Nachteile |
Vertrags- & Jobsicherheit | (+) Hohe Sicherheit bei unbefristeten Verträgen (–) Befristete Verträge nehmen zu | (–) Kurzfristige, projektbezogene Verträge (–) ständige Akquise nötig |
Markt- & Krisenfestigkeit | (+) Krisensicherer, da Entlassung meist letzte Maßnahme | (–) Bei Auftragsrückgang und Krisen zuerst betroffen |
Einkommensstabilität | (+) Fester Lohn, planbar | (–) Einkommen schwankt je nach Auftragslage, Gefahr unbezahlter Arbeit |
Einkommenshöhe | (-/+) Planbar, aber begrenzt | (+) Potenziell höheres Einkommen möglich, oft deutlich höherer Stundensatz als Angestellte |
Kosten & Abgaben | (+) Weniger Eigenkosten für Absicherung, werden vom Arbeitgeber automatisch abgeführt | (–) Hohe Eigenkosten für Versicherungen, Steuern müssen selbst abgeführen werden |
Bezahlung bei Ausfall | (+) Lohnfortzahlung bei Krankheit und bezahlter Urlaub | (–) Kein Einkommen bei Krankheit oder Urlaub |
Lese-Tipp: In unserem ausführlichen Ratgeber zum Thema Abrechnungsmethoden gehen wir darauf ein, wie Freiberufler ihr Angebot kalkulieren können.
Die Abwechslung
In Bezug darauf, wie abwechslungsreich der Job ist, haben Freelancer die Nase vorn. Sie können sich im Grunde ihre Arbeitsaufträge selbst aussuchen und dadurch wählen, welche Projekte sie angehen möchten. Das ist zumindest bei einer entsprechend guten Auftragslage möglich.
Durch die kurzzeitigen Kooperationen mit Arbeitgebern ergibt sich aber noch mehr Abwechslung im Arbeitsalltag eines Freelancers: Zum einen arbeiten Freiberufler immer wieder mit neuen Menschen zusammen und zum anderen bekommen sie immer wieder neue Aufgaben.
Das ermöglicht es Freelancern, sich stetig weiterzuentwickeln und sich neuen jobbasierten Herausforderungen zu stellen. Routinen, die mit der Zeit durchaus langweilig werden können, gibt es oft seltener. Noch dazu haben sie die Chance, verschiedenste Unternehmensphilosophien kennen zu lernen.
Im Vergleich dazu wirken manche Berufe von Festangestellten geradezu monoton: Sie bleiben meist über einige Jahre hinweg beim gleichen Arbeitgeber. Dort verrichten sie Tag für Tag ihre Arbeitsaufträge, die im Kern gleich bleiben.
Wirkliche Veränderungen in der Arbeit gibt es nur durch Beförderung oder durch den Wechsel des Arbeitgebers. Für einige Angestellte ist allerdings genau die geringe Abwechslung ein großes Plus: Sie empfinden es als entspannter, wenn sie wissen, was sie im Job erwartet.
Soziale Kontakte und Arbeitsklima
Festangestellte Mitarbeiter haben nicht immer und nicht unbedingt jeden Tag die Möglichkeit, im Home Office oder an einem anderen Arbeitsplatz als auf der Dienststelle zu arbeiten. Dafür haben sie durch ihre Kollegen vor Ort ein soziales Umfeld, in dem sie sich mit anderen austauschen und die Pausen verbringen können.
Umgekehrt gibt es in jedem Unternehmen Mitarbeiter oder Chefs, mit denen manche vielleicht nicht ganz so zurechtkommen und mit denen zwangsläufig zusammengearbeitet werden muss. Das kann mitunter kontraproduktiv für das Arbeitsklima sein.
Freelancer hingegen genießen das Privileg, sich die Kunden, Auftraggeber, Lieferanten und – sofern überhaupt gewünscht oder erforderlich – auch die Teamkollegen und Mitarbeiter selbst aussuchen zu können.
Wenn sie sich mit einem Projekt nicht wohlfühlen oder mit einem Kunden in einen Streit geraten, können sie kurzerhand die Zusammenarbeit beenden. Schwieriger ist das nur, wenn eine vertragliche Bindung besteht.
Somit müssen sich Freelancer nicht mit nervigen Kollegen, anstrengenden Kunden oder cholerischen Chefs herumärgern. Dadurch, dass viele Freelancer alleine arbeiten, keine Kollegen und nur in seltenen Fällen Mitarbeiter haben, fällt der Austausch mit anderen weg. Sie sind in der Regel den ganzen Arbeitstag lang auf sich gestellt.
Zwar betreuen Freelancer Kunden und arbeiten mit anderen Unternehmen zusammen – sie sind aber nie Teil der Unternehmen und werden damit auch nicht in die normalen betrieblichen Abläufe, wie gemeinsame Weiterbildungen oder Firmen-Events integriert.
Diese Einsamkeit kann für einige auf Dauer zum Problem werden und ist dadurch ein Nachteil des Freelancings und der Freiheit, im Home-Office arbeiten zu können.
Das können Freelancer gegen die Isolation tun
Als Freelancer wird oft vor sich hingearbeitet und die soziale Isolation kann die Produktivität beeinträchtigen. Wer sich einsam fühlt, scheint der Meinung einiger Wissenschaftler zufolge, sogar häufiger krank zu werden und öfter von einem Herzinfarkt oder Schlaganfall betroffen zu sein.
Es gibt aber verschiedene Möglichkeiten, wie Freelancer der sozialen Isolation entkommen und mit anderen Selbstständigen in Kontakt treten können:
- Cafés mit WLAN besuchen: Einige Lokale sind geradezu bekannt dafür, dass sich dort viele Freelancer treffen, um zu arbeiten. So kann sich mit Gleichgesinnten ausgetauscht und an einem Ort gearbeitet werden.
- Coworking Spaces nutzen: Alternativ zum Café können Freelancer aktiv auf die Suche nach anderen Selbstständigen gehen und mit ihnen ein Gemeinschaftsbüro anmieten. Dort kann sogar an gemeinsam Projekten gearbeitet werden.
- Sich mit Gleichgesinnten vernetzen: Soziale Netzwerke, fachspezifische Stammtische und Workshops bieten die Gelegenheit für den fachlichen Austausch mit anderen Selbstständigen aus der gleichen Branche.
Vergleichspunkt | Festangestellte: Vorteile/ Nachteile | Freelancer: Vorteile/ Nachteile |
Soziales Umfeld im Job | (+) Kollegenaustausch, gemeinsame Pausen und ein soziales Netzwerk am Arbeitsplatz | (–) I.d.R. allein, wenn nicht gezielt nach Coworking-Möglichkeiten gesucht wird |
Arbeitsklima | (+/–) Teamgeist möglich, aber auch Konflikte mit Kollegen oder Vorgesetzten | (+) Kunden/Auftraggeber frei wählbar, Konflikte lassen sich leichter beenden |
Isolation & Einsamkeit | (+) Geringere Gefahr sozialer Isolation | (–) Gefahr von Einsamkeit und sozialer Isolation |
Netzwerkmöglichkeiten | (+) Direkter Zugang zum Team und Abteilungen | (+) Flexible Vernetzung über Coworking, Cafés, Stammtische, Workshops möglich |
Der administrative Aufwand
Der administrative Aufwand ist für Freelancer wesentlich höher als für Angestellte, weil sie mehr Verpflichtungen in Bezug auf die Steuern und die Buchhaltung haben.
Darunter fallen etwa die Einkommenssteuer, die Einnahmenüberschussrechnung und die Posten, die Freelancer im Gegensatz zu Angestellten zusätzlich von der Steuer absetzen können.
Dazu gehören folgende Punkte:
- Kosten für das Arbeitszimmer
- Reisekosten
- Kosten für Arbeitsgeräte
- Ausgaben für Weiterbildungen
- Beiträge für Berufsverbände
Festangestellte Mitarbeiter haben es in dieser Hinsicht wesentlich einfacher. Bei ihnen gehen Fixkosten, wie Steuern (Lohnsteuer, Kirchensteuer) und Versicherungsbeiträge (für die Kranken-, Renten-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung) automatisch vom Gehalt ab. Somit müssen sich Angestellte nur einmal im Jahr mit Papierkram befassen, sofern sie eine Steuererklärung machen sollten.
Alles, was Selbstständige zum Thema Finanzen wissen müssen, haben wir auf unserer Übersichtsseite zusammengefasst.
Aufträge beschaffen
Freelancer müssen zudem vieles selbst organisieren, was sich schon dadurch bemerkbar macht, dass sie sich ihre Arbeitsaufträge und neue Zusammenarbeiten mit Unternehmen eigenständig beschaffen müssen. Hierbei ist es wichtig, sich frühzeitig ein stabiles berufliches Netzwerk aufzubauen.
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Insgesamt liegt es auch an ihnen selbst, ihren Arbeitsalltag zu gestalten und in Eigenregie die Arbeits- und Pausenzeiten festzulegen. Das erfordert ein hohes Maß an Selbstdisziplin. Ein Freelancer übernimmt dabei mehr Aufgaben zusätzlich zur Arbeitsleistung als ein Angestellter.
Während ein Angestellter nach erledigter Arbeit nach Hause geht und frei hat, kümmert sich ein Freelancer dann um Korrespondenz, Buchhaltung, Akquise, Networking oder Vertragsverhandlungen. Außerdem muss er in seine Weiterbildung Zeit investieren, wenn er sich am Markt behaupten und Aufträge erhalten will.
Zur Selbstorganisation gehört auch eine kluge und vorausschauende Kalkulation der eigenen Arbeitsleistung. Es kommt darauf an, den Stundensatz so anzulegen, dass der zusätzliche Aufwand für die Erledigung des Papierkrams und die Projektakquise mit einberechnet und dadurch kompensiert wird.
Vergleichspunkt | Festangestellte: Vorteile/ Nachteile | Freelancer: Vorteile/ Nachteile |
Steuern & Abgaben | (+) Automatischer Abzug von Lohn- und Kirchensteuer sowie Sozialabgaben | (–) Selbst verantwortlich für Einkommens- und Umsatzsteuer |
Buchhaltung | (+) Kaum Aufwand, ggf. nur jährliche Steuererklärung | (–) Hoher Aufwand durch Selbstorganisation |
Von der Steuer absetzbare Kosten | (–) I.d.R. wenig steuerlich absetzbar | (+) Viele Kosten absetzbar (Arbeitszimmer, Geräte, Reisen, Weiterbildung etc.) |
Auftragsbeschaffung | (+) Arbeit wird vom Arbeitgeber zugeteilt | (–) Eigenständige Akquise |
Arbeitszeit nach Feierabend | (+) Feierabend nach Arbeitsende | (–) Ggf. zusätzliche Zeit für Akquise, Buchhaltung, Korrespondenz, Weiterbildung |
Fazit: Von beidem profitieren
Angestellter oder Freelancer – was ist die bessere Wahl? Wie der Vergleich zeigt, lässt sich diese Frage nicht pauschal beantworten. Beides hat seine Vor- und Nachteile.
Es gibt allerdings auch die Möglichkeit im Angestelltenverhältnis zu bleiben und nebenberuflich als Freelancer zu arbeiten. Auf die Art können die Vorteile beider Arbeitsmodelle miteinander kombiniert und damit die idealen Arbeitsverhältnisse geschaffen werden.
Wer nebenberuflich als Freelancer arbeiten möchte, kann sich ein zusätzliches Einkommen generieren, Erfahrungen sammeln und damit die Basis für ein hauptberufliches Freelancing schaffen. Es ist aber möglich, dass durch den Nebenerwerb der eigentliche Job negativ beeinflusst wird.
Außerdem muss der Arbeitgeber dem Zweitjob zustimmen und es bleibt weniger Freizeit zur Verfügung. Letztlich kommt es immer auf die individuelle Persönlichkeit, aber auch die Geschäftsidee an, damit die Selbstständigkeit zum Erfolg führt.
Fest steht: Laut Freelancer-Kompass sind 81 % der Freelancer (sehr) zufrieden mit ihrer Rolle. 86 % der Befragten gaben an, dass sie sich jederzeit wieder selbstständig machen würden. Auch wenn das Freelancing seine Risiken und Nachteile birgt, so sprechen auch diese Zahlen für sich.
FAQ
Welche Vorteile hat man als Freiberufler?
Freiberufler genießen vor allem die Flexibilität und Freiheit, sich die Arbeitszeiten sowie den Arbeitsort einfach selbst auszusuchen. Freiberufler genießen im Gegensatz zu anderen Formen der Selbstständigkeit, z. B. den Gewerbetreibenden, steuerliche Vorteile, da sie keine Gewerbesteuer zahlen müssen. Weitere Vorteile sind die hohe Eigenverantortung (der eigene Chef sein) und höhere Verdienstmöglichkeiten durch die Abrechnung nach Stunden- oder Tagessätzen.
Wie profitieren Unternehmen von Freiberuflern?
Unternehmen können auf vielerlei Art von Freiberuflern profitieren. Zum Einen sind sie sehr flexibel und können kurzfristig in dringende Projekte einspringen – fungieren damit als „Retter in der Not“ und unterstützen bei Personalengpässen. Außerdem haben Freiberufler oft ein spezifisches Nischenwissen und Expertisen durch unterschiedliche Projekte
Was ist steuerlich günstiger, Freiberufler oder Gewerbe?
Freiberufler profitieren oft von einfacheren Steuerregelungen und müssen keine Gewerbesteuer zahlen. Ob Freiberufler oder Gewerbe steuerlich günstiger ist, hängt von individuellen Faktoren wie Einkommen und abzugsfähigen Kosten ab.
Was ist besser, angestellt oder selbstständig sein?
Ob ein Angestelltenverhältnis oder die Selbstständigkeit für einen eher infrage kommt, hängt von verschiedenen individuellen Faktoren ab. Angestellte genießen mehr finanzielle Sicherheit und soziale Absicherungen, während Selbstständige mehr Flexibilität und Unabhängigkeit haben.
Was ist der Unterschied zwischen freiberuflich und angestellt?
Freiberufler arbeiten auf eigene Rechnung und haben keine festen Arbeitszeiten oder -orte. Angestellte haben einen festen Arbeitgeber, regelmäßiges Einkommen und sind sozialversichert. Dafür genießen Selbstständige die Unabhängigkeit und können bei einer entsprechend guten Auftragslage auch deutlich mehr verdienen als ihre Kollegen in Festanstellung.
Welche Nachteile hat die Selbstständigkeit?
Die Selbstständigkeit bringt nicht nur Vorteile mit sich. Nachteile sind insbesondere: Finanzielle Unsicherheit, fehlende soziale Absicherung, Eigenverantwortung für Krankenversicherung und Altersvorsorge, sowie unregelmäßige Arbeitszeiten und hohe Arbeitsbelastung.
Welche Kosten kommen auf einen Freiberufler zu?
Freiberufler zahlen ihre Kranken- und Pflegeversicherung, Altersvorsorge, Berufshaftpflichtversicherung, Betriebsausgaben (z. B. Büroausstattung), Steuern (Einkommenssteuer, eventuell Umsatzsteuer) sowie Buchhaltungskosten (Steuerberater) selbst.