Was ist der Fachkräftemangel?
Vom Fachkräftemangel ist so gut wie jede Branche betroffen. Der Mangel an qualifizierten Fachkräften verursacht jährlich wirtschaftliche Schäden in Millionenhöhe, Schuld daran sind unter anderem der demografische Wandel oder die Abwanderung von Fachkräften ins Ausland. Doch was kann man dagegen tun, außer das Renteneintrittsalter zu erhöhen? In diesem Beitrag klären wir alle Fragen zum Thema und zeigen auf, wie Freelancer die Lücke füllen können.
Definition – was bedeutet Fachkräftemangel?
Der Begriff Fachkräftemangel beschreibt eine Situation, in der Unternehmen keine Arbeitskräfte mit bestimmten, gefragten Fähigkeiten finden, um ihre freien Arbeitsstellen zu besetzen. Fachkräfte sind definiert als Akademiker mit einem Bachelor- oder Masterabschluss, Personen mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung sowie ausgebildetes Personal mit zusätzlichen Qualifikationen oder Meistertitel.
Sind diese Fachkräfte in bestimmten Branchen nicht verfügbar, da es an der Zahl der ausreichend gut ausgebildeten Kandidaten mangelt, spricht man von einem Fachkräftemangel. Typischerweise äußert sich ein Fachkräftemangel über einen limitierten Zeitraum.
Der Arbeitskräftemangel beschreibt indes eine andere Situation, in der ganz grundsätzlich Arbeitskräfte fehlen. Hier schreiben die Unternehmen über einen langen Zeitraum deutlich mehr Stellen aus, als besetzt werden können.
Warum gibt es Fachkräftemangel?
Es gibt mehrere Gründe, weshalb Fachkräfte-Engpässe entstehen. Einer davon ist der demografische Wandel in Deutschland, also der Rückgang der Geburtenzahlen. Während die sogenannten Babyboomer in der Nachkriegszeit noch 1,36 Millionen Kinder bekamen, lag der Stand im Jahr 2011 mit rund 663.000 Neugeborenen auf einem Rekordtief.
Das Problem ist, dass durch die niedrige Geburtenrate mehr Menschen in Rente gehen als neue Arbeitnehmer auf den Markt treten. Bereits seit Jahrzehnten spiegelt sich der Mangel an Nachwuchskräften im Ausbildungsbereich wider. Zum Beispiel wurden im Jahr 2010 noch mehr als 553.000 Ausbildungsverträge unterschrieben, 2020 waren es nur noch 463.000 – rund 90.000 weniger.
Ein weiterer Einflussfaktor auf den Fachkräftemangel ist die Digitalisierung. Die technologischen Anforderungen auf dem Arbeitsmarkt entwickeln sich schneller als hoch qualifizierte Fachkräfte mit den entsprechenden Fähigkeiten nachkommen.
Weitere Gründe für den Fachkräftemangel sind:
- Qualifikationsniveau sinkt stetig: Die Zahl der bestandenen bzw. abgeschlossenen Berufsausbildungen ist seit 2010 besonders in den Branchen Industrie und Handel sowie im Handwerk um mindestens 30.000 zurückgegangen.
- Die Attraktivität der Beschäftigung weiterhin gering: Fast jeder zehnte junge Erwachsene zwischen 20 und 24 Jahren ist aktuell weder in Ausbildung noch Beschäftigung oder befindet sich in einer Weiterbildung (9,9 %).
- Zahl der Teilzeitkräfte steigt: Obwohl sich weniger Arbeitsstunden positiv auf die Work-Life-Balance auswirken, zeigt der Trend zu mehr Teilzeitjobs negative Folgen für den Fachkräftemangel, da das Arbeitspotenzial nicht voll ausgeschöpft wird. Im Schnitt arbeitet aktuell jede zweite Frau in Teilzeit, bei den Männern ist es etwa jeder achte.
- Einige Engpass-Berufe werden schlecht bezahlt: Berufsgruppen wie die Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, Zahnarzthelfer oder Berufskraftfahrer verdienen zwischen 300 und 1.000 Euro weniger als der Durchschnitt. Das macht eine Ausbildung in diesen Sektoren weniger attraktiv für angehende Fachkräfte oder bereits ausgebildete Profis.
- Statt der Ausbildung wird häufiger das Studium gewählt: Insgesamt ist die Zahl der Azubis mit der Zeit gesunken. Gleichzeitig nahm der Anteil an Studierenden zu. Leider nur nicht dort, wo sie gebraucht werden, nämlich im MINT-Bereich (MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik). Dadurch fehlen Azubis in wichtigen Bereichen sowie unter anderem IT-Fachkräfte.
Diese Branchen sind vom Fachkräftemangel besonders betroffen
Wie Eingangs bereits erwähnt fehlt es Deutschland an allen Ecken und Enden an geeigneten Fachkräften. Aber welche Branchen sind eigentlich besonders stark betroffen? Nach der Bundesagentur für Arbeit und den Erhebungen des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln sind aktuell vor allem folgende Fachbereiche und Branchen betroffen:
Branche | Fachkräftelücke (unbesetzte Stellen) |
---|---|
Sozialarbeit und Sozialpädagogik | 20.578 |
Kinderbetreuung | 20.466 |
Altenpflege | 18.279 |
Bauelektrik | 16.974 |
Gesundheits- und Krankenpflege | 16.839 |
Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik | 14.013 |
Informatik | 13.638 |
Physiotherapie | 12.060 |
Kraftfahrzeugtechnik | 11.771 |
Berufskraftfahrer | 10.562 |
Mit Freelancern dem Fachkräftemangel entgegenwirken
Anders als beim Arbeitskräftemangel spielen beim Fachkräftemangel Anforderungen an die Qualifikation eine große Rolle. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, einem Mangel entgegenzuwirken. Der Einsatz von Freelancern (Outsourcing) ist eine davon.
Hierbei profitieren Unternehmen vom Zugang zu hoch qualifizierten und spezialisierten Fachkräften, die neben Expertenwissen auch Nischenkenntnisse mitbringen. Egal ob in der IT, Ingenieurwesen oder in der Kreativwirtschaft – Freelancer bringen das Fachwissen mit, das in der Belegschaft fehlt. Noch ein Vorteil ist, dass sie schnell einsatzbereit sind.
Zudem sind Freelancer in den verschiedensten Branchen unterwegs. Zu den typischen Freelancer-Berufen gehören: SAP-Berater, Data Scientists, DevOps, Software Entwickler und Software Engineers. Auch Interim-Manager, Consultants, Marketingberater, Grafikdesigner, Webdesigner und UX-Designer zählen zu den häufigen freiberuflichen Jobs. Der Fachkräftemangel, die Globalisierung und die Digitalisierung tragen dazu bei, dass der Bedarf an Freelancern hier weiter ansteigen wird.
Weitere Lösungsmöglichkeiten
Langfristig gilt es, die Strukturen zu schaffen, um den Mangel am Arbeitsmarkt zu beseitigen. Beispielsweise durch ein ausreichendes Studien- oder Ausbildungsangebot, um die nachgefragten Berufe zu erlernen. Der Engpass an passenden Ausbildungsmöglichkeiten oder Studiengängen kann sich aber auch aus neuen Branchen ergeben. Der Bedarf an geeigneten Fachkräften für diese Bedürfnisse kann allerdings nicht ausreichend über die bisherigen Bildungsstrukturen befriedigt werden.
Die Bundesregierung hat außerdem vor, unterstützende Maßnahmen zu entwickeln und Anreize zu schaffen, um Frauen und ältere Personen stärker in die Erwerbsbeteiligung einzubinden. Zudem sollen Geflüchtete gezielt in den Arbeitsmarkt integriert werden. Die Regierung will in der neuen Fachkräftestrategie zudem Unternehmen unterstützen, um vermehrt Menschen mit Behinderung, unterschiedlichen Geschlechts und Alters einzustellen.
Fait: Fachkräftemangel in Deutschland
Zurzeit wird vor allem in den Medien häufig vom Fachkräftemangel in Deutschland gesprochen. Hierbei handelt es sich jedoch gemäß Bundesministerium nicht um einen flächendeckenden Mangel, sondern betrifft vor allem die Gesundheitsbranche und den MINT-Bereich. Obendrein fehlen in den neuen Bundesländern merklich IT-Fachkräfte.
Da die Zahl der Erwerbstätigen aufgrund des demografischen Wandels in den kommenden Jahren weiter abnehmen wird, wird sich die Situation voraussichtlich noch verschärfen. Kurz- und mittelfristig können die über 1,47 Millionen Freiberufler in Deutschland jedoch eine wertvolle Brücke im Kampf gegen den Fachkräftemangel bilden.