AI Act für Freelancer: Pflichten, Chancen & Fristen ab 2025

AI Act für Freelancer: Was das neue EU-Gesetz bedeutet

17. Juni 2025 / 23 Min /
Freiberufler Definition

Der AI Act der Europäischen Union markiert einen Meilenstein in der Regulierung Künstlicher Intelligenz. Ab 2025 gelten erstmals verbindliche Regeln für die Entwicklung und Anwendung von KI. Besonders für Solo-Selbstständige, die mit KI-Systemen arbeiten, stellen sich dringende Fragen: Welche Pflichten kommen auf die Freelancer zu? Gilt das Gesetz auch für kleine Anbieter? Und wie kann man sich jetzt vorbereiten?

Definition: Was ist der AI Act?

Der „Artificial Intelligence Act“ (kurz: AI Act) ist eine EU-Verordnung, die erstmals einheitliche Regeln für den Einsatz von künstlicher Intelligenz innerhalb der Europäischen Union schafft. Sie wurde im Jahr 2024 beschlossen und tritt ab 2025 schrittweise in Kraft. Ziel ist es, Sicherheit, Transparenz und Grundrechte bei der Nutzung von KI-Systemen zu schützen. Ohne dabei die Innovation der neuen Technik auszubremsen.

Der EU AI Act teilt KI-Systeme in Risikogruppen ein

Der AI Act folgt dabei einem risikobasierten Ansatz, wobei vier Kategorien unterschieden werden:

  • Unannehmbares Risiko: Bestimmte KI-Anwendungen sind grundsätzlich verboten, da sie mit den Werten der Europäischen Union im Widerspruch stehen. Systeme, die menschliche Verhaltensweisen manipulieren oder gezielt Schwächen ausnutzen, sind gesetzeswidrig. Darunter fallen Beispiele wie Social Scoring, bei dem die künstliche Intelligenz Menschen anhand ihres Verhaltens bewertet oder Predictive Policing. In diesem Fall würde die Technologie zur Vorhersage von Straftaten eingesetzt.

    Was genau unter Social Scoring zu verstehen ist und warum hier differenziert werden muss, erläutert Sarah Op den Camp, Anwältin bei ODC Legal:
Sarah Op den Camp, Anwältin u.a. für AI-Act
Social Scoring ist derzeit als vermeintlicher Showstopper im Zusammenhang mit dem AI Act in aller Munde. Hier ist genau zu unterscheiden: Nicht jede Analyse z.B. von Kaufverhalten ist als Social Scoring zu bewerten, solange die Analyse kontextbezogen ist, sich auf den Zweck des Scorings und nicht auf den Menschen beschränkt und nicht diskriminiert. Hier lohnt es sich, das eigene Angebot genau zu analysieren und eine realistische Einordnung zu treffen.

Sarah Op den Camp
Rechtsanwältin, Fachanwältin für Urheber- und Medienrecht

  • Hohes Risiko: Hochrisiko-KI-Systeme sind nicht grundlegend verboten, sondern unter Einhaltung strenger Anforderungen ist die Nutzung erlaubt. In diese Kategorie fällt unter anderem der Einsatz von künstlicher Intelligenz in kritischer Infrastruktur, zur Strafverfolgung oder im Personalmanagement. Ein wichtiger, aber nicht immer ganz einfacher Schritt ist die Klassifizierung von Hochrisiko-KI-Systemen. Für Freelancer ist zudem interessant, dass selbst die Mitwirkung an Auftragsprojekten mit diesen Anwendungen in die Hochrisiko-Kategorie fällt.
  • Begrenztes Risiko: Bei künstlicher Intelligenz, die Text, Bild oder Videoinhalte erstellt oder beispielsweise Chatbots, welche mit natürlichen Personen interagieren, greift die Transparenz- und Kennzeichnungspflicht.
  • Minimales Risko: Anwendungen der KI zum Beispiel bei Videospielen oder Spam-Filter werden kaum reguliert.

Wer ist vom AI Act betroffen?

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Der AI Act unterscheidet klar zwischen verschiedenen Akteursrollen im Lebenszyklus eines KI-Systems. Jede dieser Rollen ist mit spezifischen Pflichten versehen, insbesondere abhängig vom Risikograd der eigensetzten KI (z.B. Hochrisiko-KI, begrenztes Risiko, inakzeptables Risiko). Die Größe des Unternehmens ist dabei irrelevant. Deshalb sind auch Freelancer, Selbstständige und kleine Agenturen von den Regelungen betroffen, sofern sie:

  • Selbst KI-Anwendungen programmieren oder trainieren,
  • KI-basierte Services wie Chatbots oder GPT-Content anbieten oder
  • Tools wie Midjourney oder GPT-4 zur Erstellung von Inhalten nutzen.

Zwischen folgenden Beteiligten wird im Rahmen des AI Acts unterschieden:

1. Anbieter (Provider)

Definition: Entwickelt ein KI-System oder lässt es entwickeln und bringt es auf den Markt oder stellt es in der EU bereit.

Pflichten (v.a. bei Hochrisiko-KI)

  • Durchführung einer Konformitätsbewertung vor dem Inverkehrbringen
  • Erstellung und Pflege der technischen Dokumentation
  • Sicherstellung der Transparenz, z.B. Informationen zur Nutzung und zu Risiken
  • Einrichtung eines Risikomanagementsystems
  • Implementierung von Daten-Governance-Verfahren (z.B. Bias-Minderung)
  • Registrierung des KI-Systems in der EU-Datenbank für Hochriskio-KI
  • Einführung eines Qualitätsmanagementsystems
  • Überwachung nach dem Inverkehrbringen (Post-Market Monitoring)
  • Zusammenarbeit mit dem Marktüberwachungsbehörden
  • Bei systemischen KI-Modellen (z.B. GPT-4): zusätzliche Dokumentations- und Offenlegungspflichten

Beispielhafte Akteure:

  • Open AI (z.B. bei der Bereitstellung von GPT-4)
  • SAP (entwickelt KI-Funktionen in Unternehmenssoftware)
  • Start-up, das ein KI-Tool zur Lebenslaufanalyse entwickelt und vertreibt

Typisches Szenario:

Ein Unternehmen entwickelt ein KI-gestütztes System zur automatischen Kreditwürdigkeitsprüfung und bringt es als SaaS-Dienst auf den Markt. Dieses Unternehmen ist dann Anbieter und muss zum Beispiel eine Konformitätsbewertung durchführen.


2. Betreiber (Developer/ Anwender)

Definition: Nutze ein KI-System zu beruflichen oder gewerblichen Zwecken.

Pflichten (bei Hochrisiko-KI):

  • Nutzung gemäß den Gebrauchsanweisungen des Anbieters
  • Überwachung der Systemleistung während der Nutzung
  • Meldung von schwerwiegenden Vorfällen oder Fehlfunktionen an den Anbieter und die Behörden
  • Sicherstellung, dass Personal angemessen geschult ist
  • Information der betroffenen Person, wenn das System sie direkt betrifft
  • Einhaltung der Anforderungen an menschliche Aufsicht (sofern vom Anbieter vorgesehen)

Beispiel:

Ein freier Grafikdesigner nutzt ein KI-Tool (z.B. Midjourney, DALL-E) zur Bildgenerierung für Kundenaufträge oder ein Texter nutzt GPT-Modelle für redaktionelle Arbeit.

Typisches Szenario:

Ein Freelancer nutzt ein Chatbot-System, das automatisch mit Endkunden interagiert. Er ist in diesem Fall Betreiber und muss u.a. Transparenz gewährleisten („Sie sprechen mit einer KI“).


3. Importeure

Definition: Bringt ein KI-System aus einem Drittstaat in die EU in Verkehr.

Pflichten (bei Hochrisiko-KI):

  • Sicherstellen, dass der Anbieter die Anforderungen erfüllt
  • Überprüfung der CE-Kennzeichnung und technischen Dokumentation
  • Aufbewahrung einer Kopie der Konformitätserklärung
  • Zusammenarbeit mit Behörden bei Nachweispflicht

Beispielhafte Akteure:

  • IT-Distributor, der eine in den USA entwickelte KI-Software in der EU verkauft
  • Tochterfirma eines US-KI-Start-ups, die für den europäischen Markt zuständig ist

Typisches Szenario:

Ein deutsches Unternehmen importiert ein chinesisches KI-Überwachungssystem zur Gesichtserkennung und vertreibt es in Europa. Das deutsche Unternehmen ist hier Importeur und muss prüfen, ob der Anbieter die EU-Vorgaben erfüllt.

4. Händler

Definition: Vertreibt ein KI-System innerhalb der EU.

Pflichten (bei Hochrisiko-KI):

  • Überprüfung, dass das System CE-gekennzeichnet ist
  • Keine Veränderung am System, die Konformität beeinträchtigt
  • Kooperation mit Marktüberwachungsbehörden

Beispiel:

Ein freiberuflicher Digital Consultant betreibt einen Online-Shop oder gibt KI-Produkte weiter (z.B. Reselling von KI-Tools).

Typisches Szenario:

Ein Freelancer vertreibt White-Label-KI-Software an kleinere Unternehmen. Er wird in diesem Fall zum Händler und muss sicherstellen, dass die Original-Konformität erhalten bleibt.

RolleBeispielTypische Tätigkeit
AnbieterKI-Entwickler baut eigenes Modell und bietet es anEntwicklung & Vertrieb von KI
BetreiberDesigner nutzt KI-Bildgenerator im KundenauftragEinsatz von KI-Tools in Dienstleistung
ImporteurBerater bringt KI-Tools aus Drittland in EU einEinfuhr & Integration externer KI-Systeme
HändlerFreelancer verkauft KI-Software oder Hardware an DritteWeiterverkauf/ Reselling von KI-Produkten

Freelancer-Umfrage zum AI Act

Eine freelancermap-Umfrage mit etwa 1000 Teilnehmern ergab, dass sich über 60 % gar nicht oder nur weniger gut über den europäischen AI Act informiert fühlen. Weiterhin ist knapp die Hälfte der Meinung, dass die neue Regelung die eigene Tätigkeit in Zukunft beeinflussen wird. Rund 38 % sind sich noch nicht sicher, was dies für ihren Arbeitsalltag bedeutet.

Bei der Frage, in welchen Bereichen die Freelancer Veränderungen erwarten, ergab sich ein klares Bild. Vor allem bei der technischen Umsetzung, den Dokumentationspflichten und den Projektanforderungen erwarten die Freelancer zukünftig Änderungen.

Vor allem bei Dokumentationspflichten kommen neue Veränderungen

Bei der Frage nach den Risiken für die eigene Arbeit, erreichen die rechtlichen Unsicherheiten mit gut 50 % den ersten Platz. Dahinter folgen mit 46 % ein zusätzlicher bürokratischer Aufwand und knapp 40 % rechnen mit einer Unsicherheit auf der Auftraggeberseite und sogar dem Verlust von Aufträgen.

Die Freelancer Branche sieht dennoch Chancen in der neuen europäischen Regelung. Zum Beispiel hoffen 46 % der Umfrageteilnehmer auf neue Projektchancen wie beispielsweise Aufträge für Beratungsleistungen. Fast ein Drittel 31 % empfinden die Klarheit der rechtlichen Rahmenbedingungen als Chance. Als Vorteil des EU AI Acts sehen Befragte unter anderem faire Wettbewerbsbedingungen für Freelancer (21 %) sowie eine höhere Glaubwürdigkeit gegenüber Auftraggebern (knapp 20 %).

Der AI Act bietet Freelancer neue Projektchancen

Pflichten und Anforderungen für Freelancer

Freelancer, die KI-Systeme entwickeln oder als Dienstleister anbieten, müssen künftig bestimmte gesetzliche Anforderungen erfüllen. Diese Pflichten hängen davon ab, welche Rolle der Freelancer einnimmt und welcher Risikoklasse das jeweilige Projekt zugeordnet wird. Besonders relevant sind die Vorgaben für Anwendungen mit begrenztem bzw. hohem Risiko. Aber auch bei niedrig eingestuften Systemen gelten die Mindeststandards.

Transparenz- und Offenlegungspflicht

Eine zentrale Anforderung ist die Transparenzpflicht. Sobald eine Anwendung künstliche Intelligenz nutzt, muss der Nutzer klar und verständlich darüber informiert werden, bzw. müssen Inhalte als mit KI erstellt gekennzeichnet werden. Dies betrifft Fälle, in denen KI-generierte oder KI-manipulierte Inhalte veröffentlicht werden, die als menschlich erscheinen könnten, etwa:

  • realistisch wirkende Texte (z.B. Interviews, Nachrichtenberichte),
  • Deepfakes, synthetische Videos oder Stimmen,
  • Bilder, die reale Szenen oder Menschen imitieren oder
  • Einsatz von Chatbots.

Keine Transparenz- und Offenlegungspflichten gelten zum Beispiel in den folgenden Fällen:

  • Nutzung von KI nur als internes Werkzeug, z.B. zur Ideengenerierung, ohne dass das Resultat täuschend echt ist.
  • Erstellung offensichtlich fiktionaler Inhalte, beispielsweise generierte Fantasy-Artwork für ein Buchcover.
  • Das Werk ist klar als künstlerisch, humorvoll oder fiktiv erkennbar (Memes, Comicstil etc.).
SzenarioOffenlegungspflicht?Bemerkung
Realistisch aussehender Deepfake✅ JaMuss als KI-generiert gekennzeichnet werden
KI-unterstützte Texterstellung für Blog⚠️ EventuellWenn Leser denken könnten, es sei komplett menschlich
KI-generiertes Stockbild für Social Media✅ JaKlarer Hinweis erforderlich
Verwendung von KI als Tool, z.B. für Recherche❌ NeinKeine Offenlegung notwendig
KI-gestütztes HR-Bewertungstool✅ JaHochrisiko-Kategorie – strenge Pflichten

Dokumentationspflicht

Bei der Entwicklung von oder Arbeit mit KI-Systemen besteht außerdem eine umfassende Dokumentationspflicht. Dies hat zur Folge, dass Freelancer, die im Kundenauftrag Anwendungen mit künstlicher Intelligenz programmieren, ihre Systeme technisch nachvollziehbar dokumentieren müssen. Dazu gehören Informationen über das Training der Modelle, die verwendeten Datenquellen, eingesetzte Algorithmen und die vorgesehenen Anwendungsbereiche. Diese Nachweise sind vor allem bei Hochrisiko-Systemen verpflichtend und müssen bei Kontrollen durch die Behörden vorgelegt werden.

Default Quote
Freie Expert:innen sind ein zentraler Wachstumsmotor der deutschen Wirtschaft und bereits heute überproportional von Bürokratie betroffen. Die Regularien des AI Acts dürfen nicht dazu führen, dass Freelancer weiter ausgebremst werden.

Thomas Maas
CEO freelancermap

Datensorgfaltspflicht

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Anforderung an die Qualität der Daten. KI-Systeme dürfen nicht mit beliebigen Datensätzen trainiert werden. Der AI-Act fordert, dass die Trainingsdaten repräsentativ, möglichst fehlerfrei und frei von Diskriminierung sein müssen. Diese Datensorgfaltspflicht liegt zum Teil auch bei den Freelancern, die an der Entwicklung von solchen Modellen beteiligt sind.

Konformitätskennzeichnung

In manchen Fällen muss verwendete KI-Technologie auch registriert oder mit einer sogenannten Konformitätskennzeichnung versehen werden. Das betrifft insbesondere Anwendungen, die in Produkten verbaut werden, wie beispielsweise Hardwarelösungen, bei denen eine CE-Kennzeichnung nach dem AI Act erforderlich ist. Bei den meisten digitalen Projekten von Freelancern spielt dies nur selten eine Rolle, dennoch sollte das Thema bei größeren Kundenprojekten nicht außer Acht gelassen werden.

Freelancer müssen zum Beispiel die Transparenzpflicht erfüllen, wenn sie mit KI-Systemen arbeiten

Gerade für Solo-Selbstständige und kleine Dienstleister sind diese Anforderungen nicht zu unterschätzen. Die Einhaltung der Vorgaben erfordert nicht nur technisches Verständnis, sondern auch rechtliches Fachwissen. Wenn nötig muss der Freelancer mit spezialisierten Fachleuten, etwa zur richtigen Risikoberwertung oder zur Erstellung der Dokumentation, zusammenarbeiten.

Fristen: Ab wann gilt der AI Act?

ZeitplanWas gilt ab dann?
Juli 2024Veröffentlichung der KI-Verordnung im Amtsblatt der EU
August 2024Inkrafttreten des AI Acts & Start der 24-monatigen Übergangsfrist
Februar 2025Verbot von KI-Systemen mit unannehmbarem Risiko; Schulungspflicht für Mitarbeitende
August 2025Anwendung weiterer Vorschriften, einschließlich der Regelung für Anbieter von allgemeinen Modellen künstlicher Intelligenz. Aufsichtbehörden und Marktüberwachung werden eingerichtet, außerem Sanktionen und Bußgelder festgelegt.
August 2026Vollständige Anwendbarkeit des AI Acts
August 2027Sonderregelungen treten in Kraft, insbesonders für Hochrisiko-KI-Systeme, die in Produkten integriert sind und vor August 2025 auf den Markt gebracht wurden. Diese Systeme müssen bis zu diesem Datum konform sein.

Der EU AI Act wurde im Juli 2024 im Amtsblatt veröffentlicht und trat am 01. August 2024 offiziell in Kraft. Seitdem läuft eine Übergangsfrist, in der die beschlossenen Regeln schrittweise umgesetzt werden. Seit Februar 2025 sind bestimmte KI-Systeme mit unannehmbarem Risiko verboten. Ab August 2025 folgen weitere Vorgaben, etwa für Anbieter allgemeiner Modelle von künstlicher Intelligenz sowie für die Kontrollstrukturen. Ab August 2026 gelten dann sämtliche Vorschriften des AI Acts vollständig. Für KI-Systeme, die beispielsweise in Produkten integriert sind, gelten spezielle Übergangsregelungen bis August 2027.

Chancen durch den AI Act

Die Einführung des AI Acts bringt für Freelancer nicht nur zusätzliche Pflichten, sondern eröffnet auch neue Möglichkeiten. Mit der zunehmenden Regulierung steigt zugleich der Bedarf an Fachkräften, die technisches Wissen im Bereich KI als auch ein grundlegendes Verständnis für die rechtlichen Rahmenbedingungen mitbringen.

Eine bedeutende Chance liegt im wachsenden Beratungsbedarf rund um KI-Konformität. Gerade kleine und mittelständische Unternehmen benötigen externe Unterstützung in diesem Gebiet, um KI-Projekte gesetzeskonform umzusetzen. Freelancer mit entsprechendem Fachwissen können hier als Berater, Entwickler oder Projektverantwortlicher eine entscheidende Rolle übernehmen.

Die Professionalisierung des Marktes ist ein weiterer Vorteil. Der AI Act sorgt für einheitliche Standards, wodurch sich seriöse Anbieter von technisch fragwürdigen Lösungen abheben können. Freelancer, die sich frühzeitig mit den neuen Vorgaben vertraut machen, erzielen so klar einen Wettbewerbsvorteil.

Herausforderungen durch den AI Act

Im gleichen Zug bringt die neue rechtliche Regelung Herausforderungen, wie die rechtliche Komplexität, mit sich. Die Einordnung von KI-Technologie in Risikokategorien ist nicht immer eindeutig und kann bei Projekten mit Mischformen zu Unsicherheiten führen. Zusätzlich gibt es branchenspezifische Vorschriften, beispielsweise in der Medizin oder im HR-Bereich, welche berücksichtigt werden müssen.

Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass Kunden künftig zurückhaltender bei der Vergabe von KI-Projekten sind, insbesondere dann, wenn Unsicherheiten über die rechtlichen Anforderungen bestehen. Ist der Aufwand, den AI Act einzuhalten zu groß, könnten Unternehmen solche Projekte verschieben. Dies stellt nochmals in den Vordergrund, dass Qualifikation und Spezialisierung der Freelancer ein ausschlaggender Faktor bei der Projektakquise sein können.

Langfristig könnte der AI Act dazu beitragen, dass Vertrauen in KI-Systeme zu stärken. Dies hätte eine steigende Nachfrage nach regelkonformer KI-Entwicklung als Folge, was Freelancern mit dem entsprechenden Fachwissen neue Türen öffnen könnte.

Vorbereitung auf den AI Act: Was Freelancer jetzt tun sollten

Im Freelancer-Kompass 2025 gaben 77% der Befragten an, bereits KI-Tools zu nutzen. Auch wenn alle Regelungen erst ab August 2026 verpflichtend umgesetzt werden müssen, lohnt sich die rechtzeitige Vorbereitung, damit spätere Anpassungen reibungslos umgesetzt werden können, ohne ein Haftungsrisiko einzugehen.

Dreiviertel der befragten Freelancer nutzt KI-Tools

Eigene Leistung auf Risiko prüfen

Zuerst sollten Freelancer ihre eigenen Leistungen im Hinblick auf die eigene Akteurs-Rolle und die Risikokategorien des AI Acts bewerten. Fallen dabei genutzte oder angebotene KI-Systeme in die Hochrisiko Gruppe? Dies würde vor allem Software betreffen, die Entscheidungen über Bewerbungen, Kredite oder den Zugang zu staatlichen Leistungen automatisch trifft. Für die Nutzung der Technologie in diesen Bereichen gelten besonders strenge Anforderungen.

Transparenz bei KI-Inhalten sicherstellen

Auch bei weniger regulierten Anwendungen, etwa KI-generierten Texten oder Bildern, sollten Freelancer bereits jetzt auf Transparenz achten, wenn die Inhalte geeignet sind, Nutzer zu täuschen. Deepfakes, komplett KI-erstellte und nicht menschlich überarbeitete Texte oder Inhalte für journalistische Informationstexte, die mithilfe von KI erstellt wurden, müssen in Zukunft kenntlich gemacht werden.

Gleich zu Beginn der Zusammenarbeit sollten Freelancer frühzeitig mit dem Auftraggeber klären, ob ein Projekt KI-bezogene Anforderungen nach dem AI Act erfüllen muss. Klare vertragliche Regelungen, welche Pflichten beim Dienstleister bzw. Auftraggeber liegen, vermeiden später Konflikte.

43 % de befragten Freelancer möchte in Zukunft mehr über KI erlernen

Weiterbildungen & Tools nutzen

Für Freelancer lohnt sich auf jeden Fall eine Weiterbildung in KI-spezifischem Recht und technischen Standards. Online-Seminare zum AI Act helfen dabei, das eigene Wissen auf dem aktuellen Stand zu halten. Zusätzlich werden Tools und Plattformen, die bei der Risikobewertung oder Dokumentation unterstützen, werden künftig an Bedeutung gewinnen. Freelancer können von dem Einsatz dieser digitalen Hilfsmittel profitieren, um Prozesse effizienter zu gestalten.

Freelancer können sich gezielt auf die AI Act Regelungen vorbereiten

Praxisbeispiele: So wirkt sich der AI Act auf Freelancer aus

Die Anforderungen des AI Acts klingen auf den ersten Blick abstrakt, doch sie betreffen viele Freelancer direkt. Besonders in Projekten rund um HR, Content-Erstellung oder datenbasierte Analysen kommen oftmals KI-Systeme zum Einsatz, die je nach Funktion in unterschiedliche Risikoklassen fallen. Die folgenden Fallstudien zeigen beispielhaft, wie sich der AI Act in der Praxis auswirkt und welche zusätzlichen Schritte Freelancer ergreifen müssen, um gesetzeskonform zu arbeiten.

Fallstudie 1: KI-gestützter Recruiting-Chatbot

Die Tech-Freelancerin Sarah entwickelt maßgeschneiderte Recruiting-Lösungen für mittelständische Unternehmen. Ihr aktuelles Projekt: Ein KI-Chatbot, der Bewerbergespräche vorselektiert und erste Interviews durchführt.

Herausforderungen nach dem AI Act

  • Risikokategorisierung: Der entwickelte Chatbot fällt in die Hochrisiko-Kategorie, da er direkt Entscheidungsprozesse im Personalwesen unterstützt. Daraus ergeben sich deutlich strengere Anforderungen als bei KI-Systemen mit geringerem Risikopotenzial. Die Hochrisiko-Einstufung erfordert eine besonders sorgfältige Dokumentation und Überprüfung der Algorithmen.
  • Dokumentationspflichten: Die Dokumentation muss nun deutlich umfassender sein als bisher. Sarah muss einen vollständigen Nachweis über den Trainingsansatz des Chatbots erstellen, der transparent macht, wie Entscheidungen getroffen werden. Sie muss nachweisen, dass der Algorithmus frei von Diskriminierung ist und faire Auswahlkriterien verwendet. Zudem müssen die Entscheidungskriterien für Nutzer nachvollziehbar sein.

Konkrete Umsetzungsschritte

  • Datenanalyse: Sarah muss in ihrem Fall die Trainingsdaten des Chatbots einer umfassenden Überprüfung unterziehen. Dabei analysiert sie Herkunft, Repräsentativität und mögliche Vorurteile in den Trainingsdaten. Das Ziel ist es, sicherzustellen, dass der Chatbot nicht unbeabsichtigt bestimmte Bewerbergruppen benachteiligt.
  • Algorithmus-Audit: Ein externes Audit muss durchgeführt werden, um die Entscheidungskriterien des Chatbots unabhängig zu überprüfen. Experten analysieren den Algorithmus auf potenzielle Verzerrungen und bewerten die Fairness der Auswahlmechanismen.
  • Transparenzprotokoll: Sarah entwickelt ein detailliertes Protokoll, welches die Funktionsweise des KI-Systems für Bewerber verständlich macht. Dieses Protokoll erläutert, wie der Chatbot Entscheidungen trifft, welche Kriterien eine Rolle spielen und wie die Fairness sichergestellt wird

Praktische Konsequenzen
Die Umsetzung der AI Act Anforderungen beduetet für diesen Fall einen erheblichen Mehraufwand. Es müssen zusätzlich rund 40 bis 60 Arbeitsstunden in die Entwicklung und Dokumentation investiert werden. Die Notwendigkeit spezialisierter rechtlicher Beratung erhöht die Projektpreise. Für Kunden bedeutet dies eine mögliche Preissteigerung von 15 bis 25 Prozent.


Fallstudie 2: Generative KI im Content Marketing

Freelancer Michael ist Content-Stratege für verschiedene Mittelstandsunternehmen. Er nutzt generative KI-Tools wie GPT-4 und Midjourney, um Marketing-Inhalte zu erstellen.

Herausforderungen nach dem AI Act

  • Transparenzpflichten: Der AI Act verpflichtet Freelancer, eigene KI-generierte Inhalte eindeutig zu kennzeichnen. Dies bedeutet, sie müssen gegenüber Kunden und Endnutzern vollständig offenlegen, welche Inhalte mit Unterstützung von KI-Systemen entstanden sind. Die Kennzeichnung muss so gestaltet sein, dass sie für Nutzer leicht erkennbar und verständlich ist.
  • Rechtliche Anforderungen: In unserem Fallbeispiel muss Michael sicherstellen, dass die mit KI-Unterstützung erstellten Inhalte keine Urheberrechte verletzen. Zudem muss er nachweisen, dass die KI-Inhalte nicht einfach unverändert übernommen, sondern durch menschliche Bearbeitung individualisiert werden. Die ethische Verwendung von KI-generierten Inhalten steht dabei im Mittelpunkt.

Konkrete Umsetzungsschritte

  • Workflow-Anpassung: Michael muss seine Arbeitsabläufe grundlegend anpassen. In allen Verträgen muss nun klar offengelegt werden, welche KI-Systeme zum Einsatz kommen. Er entwickelt ein einheitliches Kennzeichnungssystem für KI-Inhalte und implementiert verbindliche Prozesse zur manuellen Überarbeitung und Qualitätskontrolle.
  • Technische Implementierung: Die technische Umsetzung erfordert neue Prozesse. Michael muss Methoden zur Inhaltsvalidierung entwickeln, die sicherstellen, dass KI-generierte Texte den Qualitätsanforderungen entsprechen. Er führt zusätzliche Plagiatsprüfungen durch und dokumentiert den gesamten Prozess der KI-Nutzung detailliert.

Praktische Konsequenzen
Die Compliance-Maßnahmen können für Freelancer einen zusätzlichen Zeitaufwand von 10 bis 15 Stunden pro Monat bedeuten. Es müssen neue Qualitätssicherungsschritte in die Workflows integriert und möglicherweise die Preisstruktur angepasst werden, um den erhöhten Aufwand zu kompensieren.


Systeme wie GPT-4 oder Midjourney zählen als sogenannte General Purpose AI (GPAI). Ab 2025 gelten für diese Modelle besondere Anforderungen, wie etwa zur Transparenz, zur Offenlegung von Trainingsdaten und zur Risikobewertung. Selbst wenn sie „nur“ zur Inhaltserstellung genutzt werden, müssen Freelancer bestimmte Dokumentations- und Sicherheitsstandards einhalten.

Fallstudie 3: KI-basierte Finanz-Analyse für Start-Ups

Freelancerin Elena ist Finanz-Consulterin für Startup-Finanzierungen. Sie entwickelt einen KI-gestützten Analysedienst, der Finanzrisiken und Wachstumspotenziale bewertet.

Herausforderungen nach dem AI Act

  • Hochrisiko-Klassifizierung: Der Analysedienst wird als Hochrisiko-System eingestuft, denn er bietet eine automatisierte Entscheidungsunterstützung in Finanzdienstleistungen. An das System werden besonders strenge Regulierungsanforderungen gestellt, die weit über übliche Dokumentationspflichten hinausgehen.
  • Komplexe Dokumentationsanforderungen: Elena muss in diesem Fall einen umfassenden Nachweis über die Funktionsweise ihres Analysetools erbringen. Dies umfasst eine detaillierte Erläuterung der Bewertungskriterien, den Nachweis der Fairness und Nicht-Diskriminierung sowie eine vollständige Transparenz bezüglich der verwendeten Datenquellen und Algorithmen. Bei der Umsetzung muss sie zudem sicherstellen, dass Entscheidungen nicht vollautomatisiert ablaufen dürfen. Ein Grundsatz des AI Acts ist, dass solche Hochrisiko Anwendungen immer die Möglichkeit einer menschlichen Überprüfung bieten müssen.

Konkrete Umsetzungsschritte

  • Entwicklungs-Compliance: Elena muss den Algorithmus extern überprüfen lassen, um potenzielle Verzerrungen zu identifizieren. Sie entwickelt ein umfassendes erklärendes Modell, dass die Funktionsweise des Systems transparent macht. Zusätzlich implementiert sie Mechanismen zur Erkennung möglicher Bias in den Analyseergebnissen.
  • Kundenkommunikation: Die Kommunikation mit Kunden müssen grundlegend angepasst werden. Elena stellt sicher, dass die Nutzung von KI-Unterstützung vollständig transparent ist. Sie bietet ihren Kunden Optionen zur manuellen Überprüfung der KI-Analysen und kommuniziert Risiken und Einschränkungen des Systems klar und verständlich.

Praktische Konsequenzen
Die Umsetzung der AI Act Anforderungen bei Hochrisiko Anwendungen bedeuten für Freelancer einen signifikanten Entwicklungs- und Anpassungsaufwand. Sie benötigen spezialisierte rechtliche Beratung, was zu einer potenziellen Erhöhung ihrer Dienstleistungspreise führt.

Hinweis: Die Fallbeispiele sind fiktive, aber realitätsnahe Beispiele zur Veranschaulichung der Anforderungen des AI Acts.

Generelle Learnings

  • Compliance ist mehr als nur Dokumentation: Die Umsetzung des AI Acts geht weit über die reine Dokumentationspflichten hinaus. Es geht um eine aktive Risikominimierung, die Förderung einer ethischen Nutzung von künstlicher Intelligenz und die kontinuierliche Weiterbildung von Freelancern in diesem Bereich.
  • Investition in Transparenz: Solo-Selbstständige sollten die Einhaltung der AI Act Anforderungen als Chance wahrnehmen. Durch die maximale Transparenz können Freelancer Vertrauen bei ihren Kunden aufbauen, sich so einen Wettbewerbsvorteil verschaffen und gleichzeitig Risiken minimieren.
  • Flexibilität ist entscheidend: Die neue Regulierung erfordert von Freelancern eine hohe Anpassungsfähigkeit. Erfolgreiche Freelancer werden ihre Geschäftsmodelle weiter entwickeln, um flexibel auf technologische Veränderungen reagieren und proaktive Compliance Strategien implementieren zu können.

Fördermöglichkeiten für Freelancer

Neben den neuen Pflichten durch den AI Act bieten die EU und auch Deutschland aber gezielte Förderprogramme an, die den Erwerb digitaler Kompetenzen oder die Umsetzung innovativer KI-Projekte finanziell unterstützen.

Digitales Europa (DIGITAL Programme)

Das Programm „Digitales Europa“ fördert gezielt die Entwicklung und Anwendung digitaler Technologien auf individueller Ebene. Für Freelancer ist hier besonders der Förderbereich „Fortgeschrittene digitale Kompetenzen“ relevant. Hier werden unter anderem folgende Maßnahmen gefördert:

  • Weiterbildung in KI, Datenanalyse, Cybersicherheit und rechtlichen Aspekten der Digitalisierung wie beispielsweise dem AI Act
  • Teilnahme an Schulungen oder Zertifizierungen zu einem verantwortungsvollen Einsatz von künstlicher Intelligenz beziehungsweise Datenethik
  • Programme zur Qualifizierung für den Umgang mit Hochrisiko Systemen

Diese Weiterbildungen und Programme werden teilweise über spezialisierte Bildungsanbieter in Kooperation mit der EU angeboten. Freelancer profitieren dabei von stark reduzierten oder sogar vollständig erlassenen Teilnahmegebühren. Freelancer bekommen aktiv Unterstützung beim Kompetenzaufbau, um zukünftig AI Act konforme Leistungen anbieten zu können oder sogar neue Geschäftsfelder im Umfeld von künstlicher Intelligenz zu erschließen.

KOMPASS – Förderung für KI-Weiterbildungen

Das vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales initiierte Programm KOMPASS richtet sich gezielt an Solo-Selbstständige in Deutschland. Es unterstützt Weiterbildungen, die zum Aufbau digitaler Kompetenzen beitragen. Hierzu gehören auch Schulungen zum europäischen AI Act.

Im Rahmen des KOMPASS Programms können Freelancer eine finanzielle Förderung von bis zu 4.500 Euro pro Jahr für berufliche Weiterbildung bekommen. Gefördert werden Maßnahmen, die zur Stärkung unternehmerischer Kompetenzen oder zur Anpassung an digitale beziehungsweise technologische Anforderungen beitragen. Schulungen zum verantwortungsvollen Einsatz von künstlicher Intelligenz oder zu den rechtlichen Rahmenbedingungen wie dem AI Act fallen in den Maßnahmenkatalog.

Die Förderung deckt bis zu 90 % der anfallenden Weiterbildungskosten, sofern diese mindestens 20 Stunden umfasst und innerhalb von 6 Monaten abgeschlossen ist. Dabei ist es egal, ob es sich um einen Onlinekurs oder eine Präsenzveranstaltung handelt, solange diese von einem zertifizierten Anbieter durchgeführt wird.

Sanktionen bei Nichteinhaltung der Regelungen

Wie erwähnt, stuft der AI Act KI-Systeme anhand ihres Gefährdungspotenzials in unterschiedliche Risikogruppen ein. Wer sich nicht an die festgelegten Vorgaben hält oder die gesetzlichen Anforderungen missachtet, muss mit Sanktionen rechnen. Diese orientieren sich an der Schwere des Verstoßes.

Die rechtliche Grundlage zur Risikoeinstufung von KI-Anwendungen ist bereits seit Februar 2025 gültig. Die Sanktionsmechanismen selbst werden jedoch erst ab August 2025 vollständig anwendbar. Bis dahin sind gerichtliche Schritte im Regelfall nur in Form von einstweiligen Verfügungen möglich.

VerstoßSanktion
Verstoß gegen verbotene KI-Systeme gemäß Aritkel 5, inbesondere bei Social Scoring oder manipulativen AnwendungenGeldbußen von bis zu 35 Millionen Euro oder 7 Prozent des weltweiten Jahresumsatzes
Pflichtverletzung gegen andere Vorschriften, wie etwa die Anforderungen an Datenqualität und Risikomanagement bzw. Transparenzpflicht (Artikel 10 & 15)Sanktionen von bis zu 15 Millionen Euro beziehungsweise 3 % des Jahresumsatzes
Unvollständige oder fehlerhafte Meldungen von KI-SystemenBußgelder von bis zu 7,5 Millionen Euro oder 1 % des Jahresumsatzes

Neben den Geldstrafen können die jeweiligen nationalen Aufsichtsbehörden auch anordnen, dass nichtkonforme KI-Systeme vom Markt genommen oder ganz verboten werden.

Für Freelancer, Start-Ups und Kleinstunternehmen wirken diese Strafrahmen auf den ersten Blick drastisch. Die Verordnung sieht jedoch vor, dass Gerichte im Einzelfall verhältnismäßig urteilen und die Unternehmensgröße, Umfang des Verstoßes und Kooperation mit den Behörden berücksichtigen.

Ausblick – was ändert sich 2025?

Die Verordnung trat bereits ab Februar 2025 gestaffelt in Kraft. Während die grundlegende Transparenzpflichten zeitnah gelten, erhalten Anbieter von Hochrisiko-Systemen mehr Zeit, um die umfassenden Anforderungen umzusetzen – insbesondere im Hinblick auf technische Dokumentation, Risikoanalysen und die CE-Kennzeichnung.

Für Freelancer bedeutet dies, dass je nach Tätigkeitsfeld bestimmte Pflichten bereits in Kraft getreten sind. Wer etwa generative KI nutzt, muss sich auf frühzeitige Kennzeichnungspflichten einstellen. Wer dagegen an komplexen Hochrisiko-Systemen mitarbeitet, sollte den Fahrplan der Umsetzung im Blick behalten. Auch nationale Anpassungen sind hier möglich.

Die Europäische Union plant mit dem European AI Office eine zentrale Anlaufstelle, welche bei der einheitlichen Anwendung der Verordnung hilft. In den einzelnen Mitgliedsländern werden bestehende Behörden die Aufgaben, wie beispielsweise Datenschutzaufsicht, durchsetzen.

Der AI Act wird sich auch in Zukunft weiter entwickeln. Updates, technische Leitlinien und branchenspezifische Ergänzungen sind bereits angekündigt oder befinden sich in der Planung. Für Freelancer ist es deshalb wichtig, aktuelle Entwicklungen zu verfolgen und sich stetig weiterzubilden.

FAQ – Häufige Fragen zum AI Act für Freelancer

Ab wann gilt der AI Act für Freelancer?

Die Verordnung tritt 2025 offiziell in Kraft. Erste Pflichten, insbesondere Transparenzpflicht für generative KI werden bereits im ersten Jahr relevant. Für Hochriskio-Systeme gelten gestaffelte Übergangsfristen von bis zu 36 Monaten.

Gilt der AI Act auch für Freelancer oder nur für große Unternehmen?

Ja, der AI Act gilt für alle Anbieter und Nutzer von KI-Systemen, unabhängig von der Unternehmensgröße. Auch Freelancer und Kleinunternehmer müssen die Vorgaben einhalten, sofern sie KI entwickeln oder einsetzen.

Freiberuflich und selbstständig beschreiben beide eigenverantwortliche Tätigkeiten. Freiberufler erbringen spezialisierte, persönliche Dienstleistungen und sind von der Gewerbesteuer befreit. Selbstständige umfassen auch Gewerbetreibende, die einer Gewerbeanmeldung und Gewerbesteuerpflicht unterliegen.

Welche Pflichten gelten für Freelancer, die mit GPT-4, Midjourney oder anderen Tools arbeiten?

Je nach Einsatz können Transparenz- und Kennzeichnungspflichten greifen. Wenn KI-generierte Inhalte erstellt oder weiterverkauft werden, kann eine Kennzeichnung als KI-Inhalt notwendig sein. Die Nutzung selbst ist nicht verboten, zumindest aber bestimmten Regeln unterworfen.

Was passiert, wenn ich gegen den AI Act verstoße?

Bei Verstößen können teils empfindliche Geldstrafen drohen. Die Höhe der Strafe richtet sich nach Art und Schwere des Verstoßes und kann bis zu 7 Prozent oder 35 Millionen Euro betragen. Bei kleineren Anbietern werden verhältnismäßige Sanktionen angesetzt. Besonders kritisch werden Verstöße gegen die Verbotsregelung oder bei Hochrisiko-Anwendungen gesehen.

Wie kann ich mich als Freelancer jetzt vorbereiten?

Eine erste Einschätzung der eigenen Projekte hinsichtlich der Risikokategorien ist ratsam. Zudem ist es sinnvoll, Informationspflichten frühzeitig umzusetzen und Auftraggeber über mögliche Konsequenzen zu informieren.

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