Verlustvortrag: So lassen sich Verluste steuerlich absetzen

Verlustvortrag einfach erklärt + Beispiele

28. Oktober 2025 / 9 Min /

Ein Verlustvortrag ermöglicht es, Verluste aus einem Steuerjahr in kommende Jahre zu übertragen und so die Einkommenssteuer zu mindern. Besonders für Studierende, Selbstständige und Arbeitssuchende kann er die Steuerlast langfristig deutlich reduzieren. Wir erklären, wie der Verlustvortrag funktioniert, welche Voraussetzungen gelten und wie er in der Steuererklärung berücksichtigt wird.

Das Wichtigste im Überblick

  • Verluste können mit künftigen Einkünften verrechnet werden, um die Einkommenssteuer zu senken.
  • Der Verlustvortrag wird im Rahmen der Steuererklärung beantragt.
  • Besonders relevant ist er für Studierende, Freiberufler, Selbstständige und Arbeitslose.
  • Die gesetzliche Grundlage findet sich in § 10d Einkommensteuergesetz (EStG).
  • Eine Feststellung des Verlustvortrags kann bis zu sieben Jahre rückwirkend erfolgen.

Definition: Was ist ein Verlustvortrag?

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In der Wirtschaft versteht man unter dem Verlustvortrag einen negativen Wert in der Bilanz. Es ist also ein steuerliches Instrument, das es erlaubt, Verluste aus einem Steuerjahr in die folgenden Jahre zu übertragen. Diese Verluste können dann bei der Einkommenssteuer verrechnet werden, um die Steuerlast in den künftigen Jahren zu senken.

Wenn in einem Jahr mehr Ausgaben als Einnahmen gemacht durch, etwa durch Weiterbildungskosten, Betriebsausgaben oder während eines Studiums, können diese Verlust im Rahmen der Steuererklärung geltend gemacht werden.

Das Finanzamt stellt daraufhin mit einem sogenannten Bescheid über die gesonderte Feststellung des verbleibenden Verlustvortrags fest, wie hoch der Verlust ist. Dieser wird automatisch ins nächste Jahr übertragen und dort mit künftigen Einkünften verrechnet.

hinweis

Der Verlustvortrag ist insbesondere für Studierende, Freiberufler, Selbstständige und Arbeitssuchende interessant, die in bestimmten Jahren hohe Ausgaben, aber nur geringe Einnahmen haben.

Beispielrechnung Verlustvortrag

Angenommen, Anna hatte im Jahr 2024 Verluste von 2.000 Euro (durch Studien- und Gründungskosten). Im Jahr 2025 erzielt sie ein Einkommen von 40.000 Euro.

= Durch den Verlustvortrag reduziert sich das zu versteuerndes Einkommen nun auf 38.000 Euro. Dadurch sinkt Elsas Einkommenssteuer deutlich.

Gesetzliche Grundlagen (Einkommenssteuer)

Die rechtliche Grundlage für den Verlustvortrag findet sich in § 10d Einkommensteuergesetz (EStG). Dieser Paragraph regelt den sogenannten Verlustabzug, der sowohl den Verlustrücktrag (in das Vorjahr) als auch den Verlustvortrag (in künftige Jahre) umfasst.

Nach dem Einkommensteuergesetz dürfen negative Einkünfte, also Verluste, mit positiven Einkünften anderer Jahre verrechnet werden.

Das bedeutet:

  • Zunächst wird geprüft, ob ein Verlustrücktrag ins Vorjahr möglich ist.
  • Wenn das nicht sinnvoll oder ausgeschöpft ist, kann der Verlust in Folgejahre vorgetragen werden.

Verlustvortrag in der Steuererklärung

Der Verlustvortrag wird nicht automatisch berücksichtigt, er muss aktiv im Rahmen der Steuererklärung beantragt werden.

Dazu prüft das Finanzamt, ob die Verluste steuerlich anzuerkennen sind, und erlässt anschließend einen Feststellungsbescheid über den verbleibenden Verlustvortrag. Dieser wird im Folgejahr automatisch in die Einkommenssteuererklärung übernommen.

Unterschied zwischen Verlustvortrag und Verlustrücktrag

Verluste können auf zwei Weisen verrechnet werden, entweder durch einen Verlustausgleich oder durch einen Verlustrücktrag. Kann eine Verrechnung nicht ausgeführt werden, werden diese in künftige Abrechnungszeiträume übertragen und bleiben als Verlust stehen.

Sie werden deshalb auch als verbleibender Verlustvortrag bezeichnet. Der verbleibende Verlust wird am Ende eines Abrechnungszeitraums dann durch das Finanzamt festgestellt.

Anders als beim Verlustvortrag, verrechnet der Verlustrücktrag die Verluste rückwirkend. Mit dem Rücktrag können Verluste aus dem aktuellen Wirtschaftsjahr mit dem Gewinn des Vorjahres verrechnet werden.

Ein Rücktrag in weiter zurückliegende Jahre ist nicht möglich. Er ist für die Einkommenssteuer und gegebenenfalls auch für die Körperschaftssteuer möglich.

Verlustrücktrag

Der Verlustrücktrag wirkt rückwirkend: Verluste aus dem aktuellen Jahr können mit Gewinnen des unmittelbar vorangegangenen Jahres verrechnet werden.
Das senkt die Einkommenssteuerbelastung im Vorjahr und führt häufig zu einer Steuerrückerstattung.

Beispielrechnung:

Wenn Anton 2024 einen Verlust von 10.000 € hatte und 2023 ein zu versteuerndes Einkommen von 50.000 €, kann der Verlust in das Jahr 2023 zurückgetragen werden. Sein Einkommen für 2023 reduziert sich damit auf 40.000 €, wodurch er entsprechend weniger Einkommenssteuer zahlt.

Der Verlustrücktrag hat folgende Maximalgrenzen:

  • 1 Mio. Euro für Alleinstehende
  • 2 Mio. Euro für zusammenveranlagte Eheleute

Vorteile des Verlustvortrags

Wenn in einem Jahr Verluste bestanden, können diese gewinnbringend genutzt werden. Insbesondere Studenten, Freiberufler, Freelancer und Selbstständige sind öfters davon betroffen, da diese im Vergleich zum Angestellten keine Lohnfortzahlung eines Arbeitgebers erhalten. Folgende Vorteile bringt der Verlustvortrag mit sich:

  • Er kann 7 Jahre rückwirkend erstellt werden
  • Der Verlustvortrag mindert die künftige Steuerlast beträchtlich

Verlustvortrag bei Studenten

Der Verlustvortrag bei Studenten macht Sinn, da sie in der Regel mehr Ausgaben für das Studium aufbringen müssen, als dass sie über Einnahmen verfügen.

Klassischerweise fallen neben ihrem Semesterbeitrag oft Ausgaben für das Studentenwohnheim, Fahrtkosten sowie hohe Ausgaben für Literatur, Elektronik und Schreibmaterial an.

Dies führt dazu, dass die Einnahmen oft geringer ausfallen, sodass Studierende die Möglichkeit haben, ihre Kosten steuerlich geltend zu machen.

Bezieht der Studierende BAföG, wird dieses steuerrechtlich nicht einberechnet, da es sich hierbei um einen steuerfreien Bezug handelt, welcher zur Hälfte wieder zurückgezahlt werden muss. Nichtsdestotrotz müssen einige Dinge beachtet werden.

Verlustvortrag für Bachelor-Studenten

Ausgenommen von der Möglichkeit des Verlustvortrags sind Studenten, die ein Erststudium absolvieren, es sei denn, es handelt sich um ein Erststudium nach einer abgeschlossenen Berufsausbildung.

Gemäß der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts, dürfen Ausgaben für das Erststudium nicht als Werbungskosten geltend gemacht werden, weshalb sie stattdessen in die Kategorie der Sonderausgaben fallen. Diese sind jährlich auf 6.000 Euro begrenzt.

Diese wirken sich jedoch nur steuerlich aus, wenn im selben Jahr auch steuerpflichtige Einkünfte bestanden. Die Regelung ist im Einkommenssteuergesetz unter § 9 Abs. 6 EStG zu finden.

Verlustvortrag für Master-Studenten

Für Studenten, die sich in einem Zweitstudium oder fortführenden Studiengang befinden, gilt die Sonderausgabenregelung nicht. Das heißt, dass ihre Studienausgaben als Fortbildungskosten geltend gemacht werden können und somit in unbegrenzter Höhe abgesetzt werden. Masterstudenten können also einen Verlustvortrag machen.

Beispielrechnungen aus der Praxis

Schauen wir uns das Ganze konkret in der Praxis an. Wir haben Beispielsrechnungen aufgestellt, um den Verlustvortrag besser zu veranschaulichen:

Verlustvortrag bei Arbeitslosigkeit

Bestand eine längere Arbeitslosigkeit, in der kein Arbeitslohn bezogen wurde, aber zum Beispiel Ausgaben für Fortbildungen Umschulungen oder Bewerbungen entstanden sind, sollten diese dem zuständigen Finanzamt via Anlage N zur Einkommenssteuererklärung präsentiert werden.

Beispiel:

  • Nach mehrjähriger Arbeitslosigkeit tritt eine Person zum 1. Dezember 2024 eine Festanstellung an. Das Monatsgehalt beträgt 2.500 EUR.
  • Daraus folgt, dass das zu versteuernde Einkommen für das gesamte Jahr nur 2.500 Euro betragen. Zuvor wurden diverse Fortbildungen besucht, welche insgesamt 800 EUR Kosten verursachten.
  • Für Bewerbungs- und Fahrtkosten zu Vorstellungsgesprächen mussten ebenfalls 250 EUR aus eigener Tasche gezahlt werden. Zudem musste die Person für das Homeoffice einen neuen Computer für 800 Euro und einen dazugehörigen Schreibtisch für 600 EUR anschaffen. Das Monatsticket für den Zug zur Arbeit im Monat Dezember, betrug 250 EUR.

Berechnung:

Summe Einnahmen 2024: 2.500 EUR
Summe Werbungskosten: 2.700 EUR
Verlust: 200 EUR

Ergebnis:

Die für das Dezembergehalt abgeführte Lohnsteuer wird der Person erstattet, da das zu versteuernde Einkommen 0,00 EUR beträgt. Der festgestellte Verlust wirkt sich im Folgejahr steuermindernd aus.

JahrEinkommen (€)Werbungskosten / Ausgaben (€)Verlustvortrag (€)Zu versteuerndes Einkommen (€)
20242.5002.700 (Fortbildungen, Bewerbungen, Arbeitsmittel, Fahrtkosten) –2000
202540.000-200 (aus 2024)39.800
202642.000042.000

Verlustvortrag beim Masterstudenten

Beispiel: Ein Student gibt für sein Studium im Ausland 20.000 EUR aus. Als er anfängt zu arbeiten, verdient er im ersten Jahr 45.000 Euro pro Jahr. Hierbei zahlt er monatlich reguläre Steuern. Bei der Steuererklärung gibt er den Verlustvortrag an.

Ergebnis: Der tatsächlich zu versteuernde Betrag reduziert sich somit auf 25.000 Euro.

FAQ

Was ist ein Verlustvortrag einfach erklärt?

Ein Verlustvortrag bedeutet, dass Verluste aus einem Steuerjahr in die kommenden Jahre übertragen werden können. Dadurch reduziert sich das zu versteuerndes Einkommen in der Einkommenssteuererklärung der Folgejahre und man zahlt weniger Steuern.

Wie beantrage ich einen Verlustvortrag?

Der Verlustvortrag wird im Rahmen der Einkommenssteuererklärung beantragt.
Dazu reicht man beim Finanzamt die Anlage N (bei Arbeitnehmern) oder Anlage S/G (bei Selbstständigen/Freiberuflern) ein.

Das Finanzamt prüft die Verluste und stellt diese mit einem Feststellungsbescheid über den verbleibenden Verlustvortrag fest. Dieser wird automatisch in die nächste Steuererklärung übernommen.

Wie lange kann ich einen Verlustvortrag rückwirkend geltend machen?

Man kannst die Feststellung eines Verlustvortrags bis zu sieben Jahre rückwirkend beantragen, sofern für die betreffenden Jahre noch kein bestandskräftiger Steuerbescheid existiert. Der Verlustvortrag selbst kann danach zeitlich unbegrenzt in die Zukunft übertragen werden, bis er vollständig verrechnet ist.

Wie hoch darf der Verlustvortrag sein?

Ein Verlustvortrag ist grundsätzlich unbegrenzt in der Höhe möglich.
Allerdings gilt bei der Verrechnung eine Grenze:

  • 60 % der verbleibenden Einkünfte dürfen abgezogen werden (§ 10d Abs. 2 EStG).
  • Bis 1 Mio. € (bzw. 2 Mio. € bei Ehepartnern) kann der Verlust vollständig verrechnet werden.
Können Studenten einen Verlustvortrag machen?

Ja, aber nur unter bestimmten Bedingungen: Master-Studierende oder Personen in einem Zweitstudium (z. B. nach einer Ausbildung) dürfen Studienkosten als Werbungskosten absetzen und damit einen Verlustvortrag nutzen. Bachelor-Studierende im Erststudium können ihre Kosten nur als Sonderausgaben (bis 6.000 € jährlich) absetzen, was keinen Verlustvortrag ermöglicht.

Kann ich einen Verlustvortrag ohne Einkommensteuererklärung bekommen?

Nein. Ein Verlustvortrag wird nur festgestellt, wenn eine Steuererklärung abgegeben wird – auch wenn in diesem Jahr keine Einkünfte erbracht wurden. Gerade Studierende oder Arbeitslose sollten daher eine Steuererklärung ohne Einkommen abgeben, um den Verlust festzustellen.

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