Freelancer im Ost-West-Vergleich | Studie + Infografik

32 Jahre Mauerfall: Freelancer im Ost-West-Vergleich

26. Oktober 2021 / 6 Min /

Dass Angestellte im Osten Deutschlands weitaus weniger verdienen als westdeutsche Arbeitnehmer, ist bekannt – daran hat sich auch 2021 nichts verändert. Die Aufschlüsselung der Daten des Freelancer-Kompass zeigt, ob der Arbeitsort innerhalb der Bundesrepublik ebenfalls Einfluss auf das Berufsfeld des Freelancers hat.

Am 09. November 1989 fiel die deutsche Mauer – rund ein Jahr später, am Tag der deutschen Einheit, unterzeichneten die beiden Verhandlungsführer der jeweiligen Teile Deutschlands den deutsch-deutschen Einigungsvertrag zwischen Ost- und West. Ein Ereignis, welches das bisher getrennte Land zusammenbringen und die Gleichberechtigung wieder herstellen sollte. Nichtsdestotrotz trennt die alten und neuen Bundesländer weiterhin eins: Die Gehalts-Kluft.

Stundensatz: West-Freelancer verdienen fast zehn Euro mehr

Die Auswertung zeigt, dass freie Experten im Westen des Landes durchschnittlich rund 91 Euro pro Stunde verlangen. Ost-Freelancer verdienen mit 80 Euro elf Euro weniger. So erklärt sich auch, dass Freelancer im Westen häufiger die jährliche 100.000er-Brutto-Grenze knacken.

Freelancer, die im Westen Deutschlands tätig sind, verdienen rund 11 Euro mehr pro Stunde und können dadurch durchschnittlich knapp 200 Euro mehr pro Monat fürs Alter zurücklegen.
Freelancer, die im Westen Deutschlands tätig sind, verdienen rund 11 Euro mehr pro Stunde und können dadurch durchschnittlich knapp 200 Euro mehr pro Monat fürs Alter zurücklegen.

Laut der aktuellen Gehaltsanalyse der Online-Jobplattform Stepstone, verdienen ostdeutsche Angestellte, mit durchschnittlich 48.770 € brutto pro Jahr, immer noch deutlich weniger als ihre westdeutschen Kollegen (56.300 € brutto pro Jahr). Laut Dr. Anastasia Herrmann, Head of Research bei Stepstone, war noch vor zwei Jahren die Nachfrage an Fachkräften, beispielsweise in Bundesländern wie Hessen oder Baden-Württemberg, viermal so hoch wie in Sachsen-Anhalt.

In Freelancer-Kreisen haben die westdeutschen Auftragnehmer die Nase ebenfalls vorn: Den höchsten Durchschnitts-Stundensatz verlangen freie Experten in Schleswig-Holstein mit 99 Euro pro Stunde, wohingegen ostdeutsche Top-Verdiener in Berlin mit 5 Euro weniger nach Hause gehen.

Mit 99 € haben Freelancer in Schleswig-Holstein die Nase beim Stundensatz vorne, Schlusslicht ist Bremen mit 67 €.
Mit 99 € haben Freelancer in Schleswig-Holstein die Nase beim Stundensatz vorne, Schlusslicht ist Bremen mit 67 €.
BundeslandStundensatz
Schleswig-Holstein99 €
Baden-Württemberg96 €
Niedersachsen96 €
Berlin94 €
Nordrhein-Westfalen94 €
Meck.-Vorpommern94 €
Bayern94 €
Saarland93 €
Hamburg93 €
Hessen91 €
Rheinland-Pfalz86 €
Thüringen85 €
Sachsen79 €
Sachsen-Anhalt77 €
Brandenburg77 €
Bremen67 €

Wer mehr verdient, kann mehr sparen. Obwohl Freelancer bundesweit, sowohl im Osten, als auch im Westen, durchschnittlich fünfzehn Prozent ihres Verdienstes zurücklegen, können freie Experten aus den alten Bundesländern doppelt so viel Geld auf die hohe Kante legen. Hochgerechnet auf die nächsten dreißig Jahre, könnten West-Freelancer, bei gleichbleibenden Werten, über 100.000 Euro mehr fürs Alter zurücklegen, als freie Experten aus dem Osten.

West Ost
Durchschnitts-Stundensatz 91 € 80 €
Höchster Stundensatz Schleswig-Holstein 99 € Berlin 94 €
Niedrigster Stundensatz Bremen 67 € Thüringen 77 €
Rücklagen fürs Alter pro Monat 1.051 € 857 €
Prozent vom Nettoeinkommen 14 % 13 %
Bruttoumsatz über 100.000 € 52 % 44 %

Demografie: Neun von zehn Freelancern kommen aus dem Westen

Ob sich das freie Projektgeschäft ebenfalls in Ost und West trennt, deckt der Freelancer-Kompass 2021 auf. Die Studie zeigt, dass etwa 13 % der Freelancer in Deutschland aus dem Osten des Landes kommen. Freelancerinnen sind in beiden Hälften der Bundesrepublik wenig vertreten: Lediglich rund fünfzehn Prozent sind weiblich. Besonders auffällig: „Ossis“ stehen „Wessis“ in Sachen Bildung in nichts nach – im Gegenteil. Auf beiden Seiten verfügen mehr als dreiviertel der Freelancer über einen akademischen Bildungsabschluss. Im Stundensatz spiegelt sich das allerdings nicht wider.

Rund 87% der Freelancer kommen aus Westdeutschland. Durchschnittlich sind sowohl Ossi- als auch Wessi-Freelancer über 45 Jahre alt. Beide haben zu über 75 % einen akademischen Bildungsgrad. Freelancer im Westen machen sich nach 13 Jahren Berufserfahrung selbstständig, im Osten nach 12.
Die Mehrheit der freien Experten wohnt im Westen, die demografischen Unterschiede zwischen Ost- und West-Freelancern sind allerdings gering. Bei der Bildung haben die „Ossis“ die Nase vorn.
West Ost
Anteil in Deutschland 87 % 13 %
Alter 46 Jahre 44 Jahre
weiblich 15 % 16 %
männlich 85 % 84 %
Berufserfahrung vor Selbstständigkeit 13 Jahre 12 Jahre
akademischer Abschluss 75 % 79 %

ℹ️ Die Gender-Pay-Gap ist im Osten doppelt so groß wie im Westen. Während die Männer im Westen 8 € pro Stunde mehr verlangen als ihre weiblichen Kollegen, verdienen Frauen im Osten 16 € weniger als die Männer.

Berufsalltag und Erfahrung

Die Vermutung liegt nah, dass westdeutsche Freelancer, bei höherem Verdienst und gleicher Bildung, zumindest mehr Berufserfahrung aufweisen können. Der Vergleich zeigt allerdings, dass Westdeutsche im Durchschnitt lediglich ein Jahr mehr Erfahrung im Beruf gesammelt haben, bevor sie den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt haben.

Freelancer im Ost-West-Vergleich, Selbstständigkeit
Sowohl im Westen als auch im Osten ist die IT- und Software-Branche am besten vertreten. Im Westen folgt die Bankenbranche, im Osten sind Behörden und öffentliche Stellen der zweitgrößte Zweig.
West Ost
Arbeitet im Home-Office 90 % 87 %
Arbeitet im Unternehmen 52 % 42 %

Desweiteren kristallisiert sich heraus, dass freie Experten sowohl aus dem Westen wie auch aus dem Osten häufiger Remote, also von Zuhause aus, arbeiten. Die vermehrte Arbeit aus dem Homeoffice ist vermutlich auch auf die Corona-Krise zurückzuführen.

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Die Top 3 Branchen im Ost-West-Vergleich

Unter Betrachtung der Branchen-Zugehörigkeit zeigen sich wenige Unterschiede zwischen Ost und West. Die meisten Freelancer im Osten und im Westen sind in der Branche IT / Software vertreten. Während freie ostdeutsche Experten am zweithäufigsten bei Behörden und offenen Stellen arbeiten, liegen im Westen die Banken-Branche an zweiter Stelle. Auf dem dritten Platz folgen im Westen die Behörden und im Osten die Finanzbranche.

West Ost
IT / Software
16 %
IT / Software
22 %
Banken / Finanzen
13 %
Behörden / Offene Stellen
12 %
Behörden / Offene Stellen
10 %
Banken / Finanzen
7 %

Weitere spannende Fakten zum Thema Freelancing finden Sie in der Auswertung unserer aktuellen Marktstudie.

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