Was ist die innere Kündigung?
Zieht innerhalb des beruflichen Werdegangs eine zunehmend negative und demotivierte Einstellung eines Mitarbeiters seinem Arbeitgeber gegenüber auf, spricht man von einer inneren Kündigung. Fast jeder zweite Arbeitnehmer in Deutschland spielt mit dem Gedanken den Job zu wechseln. Das Hauptmerkmal der inneren Kündigung ist die Tatsache, dass diese vorerst nur in Gedanken stattfindet.
Definition: Was bedeutet innere Kündigung?
Eine Kündigung seitens des Arbeitnehmers ist meist gut überlegt, ihr geht in der Regel ein langer gedanklicher Prozess voraus. Nimmt die Leistungsbereitschaft und Motivation im Job ab, steigt die Unzufriedenheit des Mitarbeiters. Er etabliert Minimalroutinen und ist nur noch wenig leistungswillig. Diesen Zustand beschreibt das Thema innere Kündigung. Bewusst oder unbewusst findet sich der Arbeitnehmer damit ab, dass sein Arbeitsverhältnis in naher Zukunft enden wird.
Manche Arbeitnehmer verharren über Jahrzehnte im Zustand der inneren Kündigung, ohne dass je eine schriftliche Kündigung erfolgt. Viele Faktoren spielen in den Zustand der inneren Kündigung hinein, unter anderem die nicht vorhandene Bindung zum eigenen Unternehmen. Der jährlichen Gallup Studie zur Folge, welche die Mitarbeiterbindung in Deutschland untersucht, bestätigt: Fast 70 % der Mitarbeiter in Deutschland fühlen sich nur wenig zum Arbeitgeber gebunden. Sie machen den Dienst nach Vorschrift.
Verlauf: Die Phasen bis zur inneren Kündigung
Die mentale Verweigerung eines Beschäftigten hinsichtlich seiner Tätigkeit entsteht nicht abrupt. Der Beschluss einer Arbeitskraft, innerlich zu kündigen und die damit verbundenen negativen Emotionen abzuschließen, entwickeln sich, aufgrund vermehrter negativer Erfahrungen, erst im Laufe der Arbeitshistorie.
Vier verschiedene Phasen durchläuft der durchschnittliche Arbeitnehmer, bis er den bewussten oder unbewussten Zustand der inneren Kündigung erreicht. Es handelt sich um einen vielschichtigen Prozess, der sich stetig weiterentwickelt, wächst und letzten Endes zur Haltung der inneren Kündigung führt. Die vier Phasen können folgendermaßen unterschieden werden:
Phase 1: Der erste Misserfolg
Die erste Phase beruht auf dem eigenen Misserfolg eines Mitarbeiters und bleibt meist unbemerkt. Um die Situation zu lösen, beschaffen sich Mitarbeiter zunächst die nötigen Informationen, um für die Zukunft eine konstruktive Lösung der Probleme zu ermöglichen. Trotz leicht negativer Selbstbewertung, ist die Situation noch tragbar. Ihr wird keine große Anstrengung und Frustration zugeschrieben.
Phase 2: Steigende Erfolgserwartung
Fließend verläuft der Übergang in Phase zwei. In dieser steigt die Erfolgserwartung des Mitarbeiters, da er sich das notwendige Know-how zur Problemlösung angeeignet hat. Trotz aller Anstrengungen existieren dennoch Probleme und Misserfolgserfahrung am Arbeitsplatz. Der Mitarbeiter befasst sich intensiv mit der Bewältigung des Problems.
Im Zuge dessen, führt der Misserfolg zu zunehmend sinkendem Selbstwert und wirkt sich folglich negativ auf die Psyche des Angestellten aus. Die nötige Motivation und der Optimismus sind stets vorhanden, dennoch steigt das Maß an Unsicherheit. Um dieses zu kompensieren, ist eine vermehrte Leistungssteigerung der Person feststellbar. Werden die Anstrengungen kontinuierlich gesteigert, die Erfolge jedoch nicht sichtbar, rutscht die Person in die dritte Phase des inneren Kündigungsprozesses.
Phase 3: Die Erfolgslosigkeit
Die dritte Phase ist geprägt durch Demotivation. Betroffene dieser Phase verspüren die nicht erreichten Ziele als kontinuierliche Belastung. Sie haben das Gefühl, Erfolge nicht mit eigener Kraft erzielen zu können. Die eigene Erwartungshaltung, Ziele künftig selbst zu erreichen, sinkt. Umfassende Bemühungen führen zu keinem positiven Arbeitsergebnis, sondern zu unerwünschten Konsequenzen.
Auf dieser Basis erfährt der Mitarbeiter eine persönliche Demotivation, woraufhin er den persönlichen Einsatz minimiert. Zusatzleistungen werden ab diesem Zeitpunkt vollständig eingestellt. Um die beruflichen Misserfolge zu kompensieren und den sinkenden Selbstwert zu erhöhen, sucht sich der Betroffene seine Erfolge außerhalb des betrieblichen Umfelds. Es wird verstärkt in Freizeit und Familie investiert, um persönliche Lebensziele außerhalb der Arbeit zu verwirklichen.
Phase 4: Die innere Kündigung
In der letzten Phase zieht der Angestellte sein Arbeitsengagement so weit zurück, sodass er keine negativen Konsequenzen seitens des Arbeitgebers zu befürchten hat. Neue Projekte werden abgelehnt, selbst wenn diese machbar wären.
Der Arbeitnehmer vermeidet potenziell negative Erfahrungen, um sein Selbstbild nicht zusätzlich zu verschlechtern. Folglich führt es zum Rückzug aus bestehen Arbeitsbereichen. Die Nichtbeteiligung führt zu Defiziten wie zum Beispiel das Verlernen von Wissen und einer sinkenden Arbeitsqualität. Der Mitarbeiter hat bereits innerlich gekündigt.
Anzeichen: Wie kann man die innere Kündigung erkennen?
Die innere Kündigung seines Mitarbeiters zu erkennen ist für Führungskräfte meist schwer, während der Betroffene selbst seinen Zustand klar vor Augen hat. Nebst messbaren Anzeichen wie beispielsweise die steigende Anzahl an Kranktagen, gibt es weitere unsichtbare Faktoren, die auf die Unzufriedenheit im Job hindeuten.
Ein permanentes Negativempfinden in Form von Antriebslosigkeit, Depression, Abneigung, Entmutigung und Widerwille sind Beispiele für Anzeichen der inneren Kündigung. Der Dienst wird nach Vorschrift abgearbeitet, Arbeit und Kollegen gegenüber wird eine Gleichgültigkeit empfunden und die Arbeit kontinuierlich aufgeschoben.
Kommt es zum kontinuierlichen Aufschieben der Arbeit oder zum regelmäßigen „Blau machen“, kann dies auch eine Kündigung seitens des Arbeitgebers zur Folge haben. Bei einer rechtzeitigen Auseinandersetzung und dem Einsatz geeigneter Maßnahmen, bestehen gute Chancen die innere Kündigung noch abzuwenden.
Ursachen der inneren Kündigung
Die Ursachen der inneren Kündigung sind oftmals unterschiedlicher Natur. Die folgenden Punkte können als Auslöser für den Prozess identifiziert werden:
- Monotonie & Unterforderung
- Perspektivlosigkeit mangels Aufstiegs- oder Entfaltungschancen
- Hoher Leistungsdruck & Burnout-Syndrom
- Mangelnde emotionale Bindung zu den Produkten oder dem Unternehmen
- Schlechtes Arbeitsklima
- Schlechte Führungsqualitäten
- Keine Feedbackkultur
- Ungerechtigkeiten & Intransparenz
- Ständige Konfliktsituationen
- Unausgeglichene Work-Life-Balance
Neben den oben genannten Punkten, kann der Wunsch nach Unabhängigkeit einen weiteren Faktor für Unzufriedenheit am Arbeitsplatz darstellen. Dem Freelancer-Kompass 2021 zur Folge, machen sich 80% der Freelancer deshalb selbstständig, weil sie gerne ihr eigener Chef sein möchten.
Folgen der inneren Kündigung
Die Folgen innerer Kündigung können schwerwiegend sein. Sie ist nicht nur für den Betroffenen, sondern auch für die dort Beschäftigten und das Unternehmen selbst mit negativen Auswirkungen verbunden.
Folgen für den Betroffenen | Folgen für das Unternehmen |
Plagende Schuldgefühle | Verschlechterung des Betriebsklimas |
Sinkende Stressresistenz | Sinkende Produktivität & Engagement |
Geschwächte Psyche | Höherer Krankenstand & Kosten |
Höheres Risiko für Depressionen und / oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen | Mehrarbeit für Kollegen |
Gegenmaßnahmen zur Lösung
Aus einer inneren Kündigung resultiert nicht zwangsweise das Beenden des Arbeitsverhältnisses. Hat man seinen Zustand erkannt, hilft es nicht, diesen einfach auszusitzen. Mittels geeigneter Maßnahmen kann eine Verbesserung im Gemütszustand des Mitarbeiters erfolgen. Der erste Weg zur Besserung sollte deshalb immer der Gang zum Vorgesetzten sein.
In einem vereinbarten Termin sollte man offen und ehrlich über seine Unzufriedenheit sprechen. Hierbei gilt vor allem Ehrlichkeit bei der Thematisierung der Störfaktoren. Neben diesen ist es auch sinnvoll, Vorschläge und Änderungswünsche zu notieren, sodass der Chef auch die Gelegenheit bekommt, auf diese zu reagieren.
Eine gemeinsam erarbeitete Lösung bietet gute Chancen, die innere Kündigung rückgängig zu machen und so, den Spaß am Job wiederzufinden. Sollte dies nicht gelingen, können größere Veränderungen wie zum Beispiel ein interner Wechsel, ein Sabbatical oder ein Branchenwechsel vonnöten sein. Abhängig von der persönlichen Situation und der Erwartungshaltung desjenigen, gilt es abzuwägen, welche Maßnahmen das beste aus der Situation herausholen.