Nebenjob als Freiberufler | Anmeldung, Steuern & Verdienst

Viele Menschen spielen mit dem Gedanken, sich neben ihrer beruflichen Haupttätigkeit, ein zweites Standbein aufzubauen und vielleicht eines Tages vollständig in die Selbstständigkeit zu wechseln. Endlich der eigene Chef sein und aus dem alltäglichen Hamsterrad entfliehen. Doch die Arbeit als Teilzeit-Freelancer bringt auch einige Besonderheiten mit sich, die nicht zu unterschätzen sein sollten.

Ein Nebenjob als Freiberufler ist für viele eine Chance, um zusätzliche Berufserfahrung zu sammeln oder sich ein Nebeneinkommen zu sichern. Andere sehen die freiberufliche Nebentätigkeit als Sprungbrett, um später der eigene Chef zu sein und vollständig freiberuflich arbeiten zu können. Doch bevor sich Hals über Kopf in das neue Abenteuer gestürzt wird, sollten einige Dinge unbedingt beachtet werden.

Mögliche Tätigkeitsfelder als nebenberuflicher Selbstständiger

Grundsätzlich kommen alle Tätigkeitsfelder infrage, für die entsprechende Qualifikationen und Fähigkeiten mitgebracht werden. Was dabei allerdings nicht vergessen werden sollte ist, dass für eine freiberufliche Tätigkeit weniger Zeit zur Verfügung steht als für den Hauptberuf. Daher lohnen sich vor allem solche Tätigkeiten, die von zu Hause ausführt werden können, wie:

  • das Schreiben von Artikeln
  • das Betreiben eines eigenen Blogs
  • das Instandhalten von Webseiten
  • das Programmieren von Apps
  • das Optimieren der Sichtbarkeit von Websites (SEO, SEA)

Bei der Wahl der Tätigkeit sollte auf keinen Fall die Konkurrenz außer Acht gelassen werden. Die Branche der Texter und Blogger ist seit Jahren stark umkämpft, sodass es nicht ganz einfach ist, hier Fuß zu fassen. Zudem sind die finanziellen Beiträge, für die viele freie Journalisten oder Texter schreiben, sehr gering. Dennoch kann sich ein solcher Job lohnen, wenn der richtige inhaltliche Bereich gewählt wurde und dadurch die Kompetenzen von anderen Wettbewerbern abgegrenzt werden können.

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Gut bezahlt sind beispielsweise Tätigkeiten als Texter im Bereich Banken und Finanzen, IT, Automotive, Versicherungen sowie Telekommunikation. Am wenigsten verdienen Copywriter in der Touristik, Elektronik und im Bereich Medien. Da die Technik-Branche in den vergangenen Jahren einen Aufschwung erlebt hat, sind sowohl technische Journalisten als auch Fachkräfte in der IT sehr gefragt. Das spiegelt sich auch in den Stundensätzen wider.

Verdienstmöglichkeiten

Die steuerlichen Aspekte spielen beim Nebenjob als Selbstständiger eine große Rolle. Über die zusätzlichen Einnahmen muss das Finanzamt informiert werden. Als Faustregel gilt: Grenzen für den nebenberuflichen Verdienst gibt es nicht, es sei denn, man bezieht finanzielle Hilfe vom Staat. Das gilt beispielsweise für Empfänger von Arbeitslosengeld 1 (ALG 1), Hartz IV (ALG 2) oder ein Student, der BAföG. Pro Monat dürfen Bafög-Empfänger maximal 520 Euro dazuverdienen, ALG 1-Empfänger 165 Euro und Hartz IV-Empfänger 100 Euro.

Bei den Verdienstmöglichkeiten ist dringend auf den Stundenlohn zu achten, damit sich der Job als Teilzeit-Freelancer auch finanziell lohnt.

Muss der Arbeitgeber der nebenberuflichen Selbstständigkeit zustimmen?

Jeder hat das Recht, nebenberuflich selbstständig zu sein. Es empfiehlt sich dennoch, den Arbeitsvertrag auf Klauseln zu Nebentätigkeiten zu prüfen und das Unternehmen über die Selbstständigkeit in Kenntnis zu setzen. Außerdem kann es sinnvoll sein, sich eine schriftliche Genehmigung einzuholen, um auf der sicheren Seite zu sein.

Eine nebenberufliche Selbstständigkeit ist unproblematisch, wenn folgende Regeln beachtet werden:

  • Klare Trennung des Hauptjobs und der Selbstständigkeit
  • Keine Arbeit im direkten Wettbewerb zum Arbeitgeber
  • Keine Aufträge von einem direkten Wettbewerber des Unternehmens
  • Der Hauptjob darf nicht unter der nebenberuflichen Selbstständigkeit leiden
  • Bei Krankheit und Urlaub ruht auch die Selbstständigkeit

Wenn gegen mindestens einen dieser Punkte verstoßen wird, kann der Arbeitgeber entsprechend handeln: Zum einen kann dieser die nebenberufliche Selbstständigkeit untersagen und zum anderen kann das Unternehmen sogar den Arbeitsvertrag kündigen. Deshalb ist es wichtig, fair und transparent gegenüber dem Arbeitgeber aufzutreten, um beide Tätigkeiten gut miteinander vereinbaren zu können und die Interessen und Bedürfnisse des Unternehmens mit zu berücksichtigen.

Gewerbeanmeldung für die nebenberufliche Selbstständigkeit

Wer nebenberuflich selbstständig arbeiten möchte, ist nicht gezwungen, ein Gewerbe anzumelden, wenn die gewünschte Tätigkeit im Einkommensteuergesetz (§ 18 Abs. 1 EStG) zu finden ist. Es reicht in solchen Fällen aus, dem Finanzamt die selbstständige Tätigkeit schriftlich mitzuteilen. Zu den freiberuflichen Tätigkeiten gehören unter anderem:

  • Dolmetscher
  • Lotsen
  • Dentisten
  • Heilpraktiker
  • Ingenieure
  • Notare

Ob einer der freien Berufe zutreffend ist, entscheidet das Finanzamt. Vorab sollte die individuelle Situation am besten mit einem Steuerberater sowie dem Finanzamt geklärt werden. Wenn die Selbstständigkeit beim Gewerbeamt angemeldet ist, gibt dieses die Meldung an das Finanzamt, die IHK sowie die Berufsgenossenschaften weiter. Hier muss nichts weiter unternommen werden.

Kranken- und Sozialversicherung für freiberufliche Tätigkeiten

Im Normalfall sind Sozialversicherungsbeiträge über die hauptberufliche Tätigkeit als Angestellter abgedeckt. Zu den Sozialversicherungen gehören:

  • Krankenversicherung
  • Pflegeversicherung
  • Rentenversicherung
  • Arbeitslosenversicherung

Meldepflichtige Versicherungen

In jeden Fall sollte die Krankenversicherung darüber informiert werden, dass eine freiberufliche Arbeit vorliegt. Diese prüft im Anschluss, ob die Selbstständigkeit als nebenberuflich oder möglicherweise als hauptberuflich gilt. Wenn die Krankenkasse zum Ergebnis kommt, dass die selbstständige Nebentätigkeit überwiegt, müssen die Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung selbst bezahlt werden. Ist das der Fall, können Selbstständige sich entweder freiwillig gesetzlich oder privat versichern. Diese Entscheidung hängt vom Alter, Geschlecht und dem Gesundheitszustand ab.

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Nicht meldepflichtige Versicherungen

Die Rentenversicherung muss hingegen nicht informiert werden. Erst dann, wenn die nebenberufliche Selbstständigkeit zum Hauptberuf wird, wird es wichtig, mit dieser in Kontakt zu treten. Auch die Bundesagentur für Arbeit muss nicht benachrichtig werden. Die Arbeitslosenversicherung wird über die Haupttätigkeit abgedeckt. Es sollte dennoch beachtet werden, dass bei einer ausschließlichen Versicherung über den Hauptjob auch nur diese die Berechnungsgrundlage für eventuelle Versicherungsfälle wird. Daher lohnt es sich zu überlegen, ob private Zusatzversicherungen Sinn machen. Dazu gehören unter anderem:

  • Private Kranken- und Pflegeversicherung / Zusatzversicherung
  • Private Altersvorsorge
  • Berufsunfähigkeitsversicherung
  • Unfallversicherung

Steuern im Nebenjob als Freiberufler

Bei einer nebenberuflichen Tätigkeit als Freiberufler sollte unbedingt das jeweilige Finanzamt informiert und der Fragebogen zur steuerlichen Erfassung ausgefüllt werden. Auf diese Weise kann die steuerliche Erfassung erfolgen und es kann eine individuelle Steuernummer generiert werden. Zusätzliche Steuerrausgaben kommen dann hinzu, wenn Freiberufler gewerblich tätig sind. Diese können sein:

  • Einkommensteuer
  • Umsatzsteuer (sofern Sie nicht unter die Kleinunternehmerregelung fallen)
  • Gewerbesteuer

Bei der Einstufung als nebenberuflich selbstständig, fällt lediglich die Einkommenssteuer an. Diese hängen stark von der Höhe der Einkünfte ab. Liegen sie unter 410 Euro im Jahr, profitieren freiberuflich Tätige von einem sogenannten Freibetrag. Zudem kann geprüft werden, ob von der Steuer-Pauschale bei einem Nebenerwerb profitiert werden kann. In der Regel haben Personen in freien Berufen kaum Betriebsausgaben, da meistens von dem eigenen Rechner aus gearbeitet wird. Hinzu kommen noch die Fachliteratur und gegebenenfalls eine notwendige Software. Bei der Ansatzung der steuerlichen Pauschale können 25 Prozent der Einnahmen als Betriebsausgaben ausgegeben werden. Der maximale Betrag beträgt 614 € pro Jahr. Falls bereits im Voraus abgeschätzt werden kann, dass dieser Betrag nie erreicht wird, kann diese Pauschale genutzt werden.

Vor- und Nachteile als nebenberuflicher Freelancer

Auch wenn sich jetzt in die nebenberufliche Selbständigkeit gestürzt werden möchte, ist sie natürlich mit verschiedenen Vor- und Nachteilen verbunden, die im Voraus abgewogen werden sollten:

VorteileNachteile
Zusätzliches EinkommenEventuell negative Beeinflussung der Haupttätigkeit (z. B. durch Überlastung)
Zusätzliche Erfahrung/Referenzen sammelnZustimmung des Arbeitgebers erforderlich
Erprobung von GeschäftsideenWeniger Freizeit
Basis für hauptberufliches Freelancing
Eigene Entscheidungen treffen können

Ein entscheidender Nachteil und häufiger Grund für den Entschluss gegen die Nebentätigkeit, ist der zusätzliche Zeitaufwand und die mit dem Mehraufwand verbundenen Überstunden, da zwei unterschiedliche Arbeiten miteinander verbunden werden müssen.

Chancen und Risiken von nebenberuflicher Selbstständigkeit

Auf der einen Seite eröffnet ein Nebenjob als Freiberufler einige Chancen und Möglichkeiten:

  • ein Hobby zum Beruf machen
  • endlich der eigene Chef sein
  • unabhängig arbeiten
  • höhere Verdienstmöglichkeiten
  • Basis für Vollerwerb schaffen
  • Erprobung einer Geschäftsidee

Diesen Chancen stehen aber auch Risiken und Herausforderungen gegenüber: Oftmals wird vergessen, den Arbeitgeber über die neue Tätigkeit zu benachrichtigen. Zwar hat grundsätzlich jeder das Recht, einen freiberuflichen Nebenjob zu besitzen, jedoch sollte das Unternehmen, für das hauptberuflich gearbeitet wird, frühzeitig darüber informieren. Die freiberufliche Tätigkeit darf die eigene Leistung nicht negativ beeinflussen und es darf dem Arbeitgeber auch keine Konkurrenz machen. Es sollten deshalb keine Aufträge von einem direkten Wettbewerber des Unternehmens angenommen werden. Zudem gilt zu beachten, dass bei Krankheit oder Urlaub neben dem Hauptberuf auch die Nebentätigkeit ruhen muss.

Weiterbildungen und Auftraggeber

Auch jemand, der grundsätzlich die Kompetenzen besitzt, einen bestimmten Job auszuüben, kommt langfristig nicht um Weiterbildungen herum. Getreu dem Motto „Man lernt nie aus“ hängt der berufliche Erfolg maßgeblich davon ab, wie sich persönlich sowie beruflich weiterentwickelt wird. Je nach Situation und Wunsch sind nebenberuflich Selbstständige zukünftig vielleicht in der Lage, den Nebenjob hauptberuflich auszuführen.

Um nebenberuflich erfolgreich zu sein, sollten Auftraggeber von Anfang an gezielt ausgesucht werden. Es sollte sich ausreichend Zeit dafür genommen und ein Unternehmen gewählt werden, mit denen langfristig zusammengearbeitet werden kann. Sobald die eigenen Kompetenzen erfolgreich unter Beweis gestellt werden konnten, steigt die Wahrscheinlichkeit für Folgeaufträge. Hierbei ist es wichtig, nicht in eine Scheinselbstständigkeit zu rutschen.

Fazit zum Nebenjob Freiberufler

Der Nebenjob als Freiberufler kann als Karriereleiter, Ausstieg aus der Nine-to-Five-Routine oder dazu dienen, zusätzliches Einkommen zu verdienen. Aus welchem Grund sich auch dafür entschieden wird, gilt es die Risiken dieses Nebenjobs nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Nur dann steht dem Beruf als Selbstständiger nichts im Weg.

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