Work-Life-Balance als Freelancer: So erreichen Sie sie! | Erfahrungsbericht

Wie erreichen Freelancer eine gute Work-Life-Balance? Ein Erfahrungsbericht.

9. November 2021 / 6 Min /

Das freelancermap-Mitglied Aaron Siller ist selbst als freiberuflicher Microsoft Cloud Architekt tätig. In seiner Karriere als Selbstständiger hat auch er schon Erfahrungen mit den Tücken der Work-Life-Balance als Freelancer gemacht. Dabei hat er gelernt, worauf es bei einem ausgewogenen Verhältnis von Arbeit und Freizeit als Unternehmer wirklich ankommt. In diesem Artikel teilt er seine Erkenntnisse und Empfehlungen.

Eine gute Work-Life Balance als Freiberufler – aber wie?

Aaron Siller

Aaron Siller ist IT-Consultant und Inhaber des IT-Dienstleisters siller.consulting UG. Sein technologischer Schwerpunkt liegt auf den Microsoft Cloud Technologien wie Microsoft 365, Intune und Azure. Unter dem Label der siller.consulting UG betreut er Endkunden auf dem Weg in die Microsoft Cloud.

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Viele Freiberufler üben ihre Arbeit und die damit verbundene Tätigkeit sehr gerne aus. Sie schätzen es, für sich selbst tätig zu sein und in spannenden Projekten mitwirken zu dürfen. Oft geht damit auch der Wunsch nach Selbstbestimmtheit und beruflicher Entscheidungsfreiheit, sich der eigenen Leidenschaft zu widmen, einher.

Mitunter besteht aber genau da auch die Gefahr dabei: Als Freiberufler verbringe ich viel Zeit mit meiner Arbeit. Daher erfreue ich mich an einer großartigen Auslastung und der Bestätigung für mich selbst, wenn sich neue Kunden bei mir melden und mit mir zusammenarbeiten wollen.

Wie bei Vielem im Leben gilt aber auch hier: Das richtige Maß ist entscheidend.

Wie setze ich die richtigen Prioritäten?

Egal, ob man erst seinen Werdegang als Freiberufler einschlagen möchte oder schon längst dabei ist, man sollte versuchen für sich die richtigen Prioritäten festzulegen. Dafür ist es essenziell, sich selbst deutlich zu machen, wie hoch das eigene Einkommen sein muss, um alle Kosten abzudecken. Nur mit einer fundierten Zahlenbasis wissen wir, wie viele Stunden Aufwand erbracht werden müssen und wie hoch der eigene Stundensatz sein sollte.

Dabei sollte man sich auch die Frage beantworten, wie man sich langfristig positionieren will. Bin ich mit meiner Position als Freiberufler zufrieden oder ist es beispielsweise mein Ziel, ein IT-Systemhaus oder eine Agentur aufzubauen? Wenn dem so ist, kann auch der zeitliche Aufwand ein ganz anderer sein.

In jedem Fall ist es wichtig, sich immer wieder selbst zu fragen und sich daran zu erinnern:

  • Wie viel möchte und muss ich am Tag, in der Woche oder im Monat arbeiten?
  • Welche Tage und Zeiten habe ich mir für private Themen, wie Familie oder Freizeit, reserviert?
  • Was für persönliche und berufliche Ziele will ich zukünftig erreichen?
  • An was für Projekten möchte ich mich beteiligen?

Wie schaffe ich mir Freiräume?

Feste Blocker im Kalender sind ein Muss, um die notwendige Zeit für Familie und die eigenen Hobbys aufzubringen und sich nicht nur mit der Arbeit zu beschäftigen – so schön diese auch sein mag. Die Zeit mit der Familie, den Kindern oder Freunden kann einem keiner zurückgeben. Man kann sich auch kritisch selbst fragen: Nehme ich mir nur Zeit für Familie und Freunde, wenn ich abends müde bin?

Es ist ein Problem bei vielen Freiberuflern, dass sie sich zu wenig Zeit für Bereiche außerhalb der Arbeit nehmen. Der Grund dafür aus meiner selbst erfahrenen Praxis ist zumeist, dass man nicht „Nein“ sagen will.

„Entschuldigen Sie, dass Sie vier Wochen auf die Bestellung gewartet haben, aber können Sie uns bis morgen früh das fertige Ergebnis liefern? Es eilt sehr!“ – Sehr gerne, natürlich arbeite ich die Nacht durch, um Ihrem Wunsch nachzukommen und verschiebe alles, was ich ursprünglich geplant hatte.

Warum hat man nicht einfach Nein gesagt? Es spielen mehrere Faktoren mit rein:

  • Der Kunde könnte einen weiterempfehlen und man will es sich mit niemandem verscherzen.
  • Die eigene Reputation darf bloß keinen Schaden nehmen
  • Es bringt Geld: Jede verrechenbare Stunde ist ein Plus auf dem Konto und wer weiß wofür das Geld mal gebraucht wird?

Dabei darf man aber nicht vergessen, dass man selbst am Ende der Leidtragende ist und seinem Körper und Geist mit durchgearbeiteten Nächten und zu viel Arbeit nichts Gutes tut.

„Nein“ sagen muss man üben

Anders als in einem Angestelltenverhältnis haben wir Freiberufler es in der Hand auch einfach „Nein“ zu sagen – wir müssen uns nur trauen dies auch umzusetzen. Am Ende ist es wie ein Muskel, der trainiert werden will und wenn wir das Wort Nein einfach öfters auch mal gegenüber einem Kunden anwenden, spielt sich dies bei uns ein und wir gewinnen an Selbstvertrauen.

„Am Ende ist es wie ein Muskel, der trainiert werden will und wenn wir das Wort Nein einfach öfters auch mal gegenüber einem Kunden anwenden, spielt sich dies bei uns ein und wir gewinnen an Selbstvertrauen.“

Aaron Siller

Als Selbstständiger neigt man auch dazu, sich viele schwarze Szenarien auszumalen. Jeder verdiente Euro könnte der letzte sein. Aber diesem Irrglauben darf man nicht verfallen, denn selbst Ausnahmezustände wie Corona zeigen deutlich, dass es immer irgendwie weitergeht. Oftmals kommt es nämlich doch nicht so schlimm, wie man sich das denkt.

Die Gesundheit geht vor

Sobald man jedoch anfängt öfters über das normale Maß hinaus zu arbeiten und über einen längeren Zeitraum die Vollauslastung überschreitet, besteht die Gefahr, dass das eigene Wohlbefinden und die Zufriedenheit im Alltag abnehmen. Die ganze Energie geht für die Arbeit drauf und wenn man dann am Ende eines Tages müde ist, hat man auch keine Kraft mehr sich mit der Familie, den Freunden oder sonstigen Aktivitäten zu widmen.

Dies wiederum führt zu einer Unzufriedenheit und kann sich in schlimmeren Fällen zu innerer Unruhe, Schlafstörungen oder sogar zu einer Depression entwickeln. Keine Frage: Es ist sehr reizvoll für namhafte Kunden zu arbeiten und wenn dabei noch angenehme Stundensätze herauskommen, ist dies auch super. Allerdings baut die Zufriedenheit von uns Menschen auf mehr als Geld und Reputation auf.

Wie entkomme ich dem Hamsterrad?

Aus der eigenen Erfahrung kann ich daher folgende Maßnahmen empfehlen, um sich nicht selbst ein Hamsterrad zu bauen:

  • Planen Sie sich unbedingt feste Zeiten für Familie, Freunde und Co. ein.
  • Gerade zu Beginn der Selbstständigkeit ist es sehr wichtig, sich darüber im Klaren zu sein, wie viel Geld man wirklich zum Leben braucht und auch die Möglichkeit hat, sich hin und wieder etwas Schönes zu erlauben.
  • Es erfordert teilweise eine gewisse Überwindung, bestehenden oder neuen Kunden eine Absage zu erteilen. Jedoch sind genau dies die Momente, in denen man als Freiberufler persönlich wächst und am eigenen Mindset dreht – dies kann ich immer wieder nur bekräftigen.

Fazit

Meine Empfehlung an bestehenden und angehenden Freiberufler wäre es, sich ein klares Bild darüber zu verschaffen, was einem wirklich wichtig ist. Natürlich benötigen wir alle Geld und wir haben lieber etwas mehr als zu wenig, aber Geld allein bezahlt Ihnen nicht die Beziehung zu Ihrer Familie und Ihren Freunden oder sorgt für ein ausgewogenes Sportprogramm.

Als Freiberufler lieben wir das, was wir tun, also sollten wir auch dafür sorgen es möglichst lange machen zu können.

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